Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

100.000 Adams

Wir sind dankbar, dass der Herr uns nicht untätig lässt. Er schickt uns genug Beschäftigung, sogar so viel, dass keine Zeit mehr für zu viele Gedanken bleibt. Denn auch diese beschäftigen einen, haben am Ende jedoch keinen Nutzen für einen, denn etwas, das zu viel ist, ist einfach zu viel.

 

Er schickt uns alle Arten Seiner Diener. Bei uns findet man Kluge und Superkluge, Gott sei Dank. Hier triffst du auf Menschen mit Herz und Verstand, aber nicht auf Verrückte oder Dumme. Das macht es natürlich auch uns einfacher, Dinge begreiflich und verständlich zu machen.

 

Wie gesagt gibt es hier keine Dummen, aber manchmal höchst sonderbare Diener des Herrn, die mit noch viel sonderbareren Fragen und Äußerungen kommen, die uns im Traum nicht einfielen, wie: „Sheikh, in meinem früheren Leben war ich der und der.“

 

Manch einer lebte nach eigener Aussage schon einmal in dieser Welt, vielleicht im Reich der Mitte als ein anderer, der er heute ist. Ein anderer behauptet sogar, einst in der Tierwelt gelebt zu haben als Hund, Katze, Maus.

 

Da jedoch alles so lange eine Unwahrheit bleibt, bis der Beweis erbracht wurde, erbringen diese Menschen ihn nach ihrem Verständnis, indem sie den Ort ihres früheren Lebens mit allen Details beschreiben, dann diesen aufsuchen und im Vergleich die Beschreibung tatsächlich mit dem Beschriebenen übereinstimmend ist.

 

„Ich verstehe euch“, sage ich. „Auch ich war einst ein Anderer als ich es jetzt bin. In meinem früheren Leben war ich ein stattlicher, junger, gutaussehender Mann. Erst heute gleiche ich einem alten Kahn, der Schieflage hat. Das heutige Bild sollte euch nicht täuschen. So bin ich nur heute.“

 

Wie können wir es diesen Menschen sagen und es ihnen begreiflich machen, die Wahrheit? Menschen, die über solche Phänomene und Eindrücke berichten, tun dies ja nicht, weil sie Betrüger oder Scharlatane wären und eine böse Absicht damit verfolgten, sondern, weil sie für sich Gewissheit über die Wahrheit dieser Phänomene haben.

 

Vielleicht sind sie aber von Betrügern und Scharlatanen betrogen, die sie hinters Licht geführt haben. Und damit meinen wir keine menschlichen Wesen, die dies tun, um es vorweg zu nehmen. Was wir meinen, werden wir genauer erklären.

 

Wir sind nicht allein in dieser Welt. Es gibt noch andere Welten, über die der Mensch in Unkenntnis ist.

 

Der Herr ist der „Herr der Welten“, so beschreibt Er eine Seiner Eigenschaften. Er wäre es nicht, hätte Er nicht unzählige uns unbekannte Welten mit uns unbekannten Geschöpfen darin erschaffen.

 

Eine dieser Welten, die parallel in unserer Welt existiert, ist die Welt der Dschinnen, deren Eigenschaften und Kräfte unsere und auch unseren Menschenverstand übersteigen.

 

Jene Dschinnen, die, wie es im Letzen Testament heißt, „aus rauchlosem Feuer“ erschaffen wurden, gleichen der Elektrizität, wie wir sie kennen, wobei auch die Kraft der Elektrizität ein Geheimnis ist, hinter das die Wissenschaft noch nicht gekommen ist. Sie können nachweisen, dass es sie gibt, weil durch sie sichtbare Veränderungen stattfinden, aber sie wissen deshalb nicht, was sie wirklich ist, die Elektrizität. Aber eins ist klar, dort wo sie hindurchfließt, erzeugt sie eine Kraft, die den Zustand des Durchflossenen verändert.

 

Nun heißt es über diese Dschinnen im Letzten Testamen, dass sie die Fähigkeit aufgrund ihrer Beschaffenheit haben, sogar in den Blutgefäßen des Menschen umher zu kreisen. Bekannt ist, dass manche Menschen unter dem Einfluss solcher Dschinnen stehen können, weil diese durch ihre Kraft auf menschliche Empfindungen und sogar Gedanken und Vorstellungen Einfluss nehmen können. Das ist für sie ein Leichtes und ebenso, Menschen Dinge sehen und hören zu machen, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Wie das möglich ist? Die Sinneseindrücke und alle Empfindungen, ja sogar ausnahmslos alle Funktionen im Menschlichen Körper, basieren auf einer Sache. Einer fließenden Elektrizität im Körper und dem dadurch fließenden Blut.

 

Die Dschinnen haben die Fähigkeit und Kraft, einem Bilder von fremden Orten in einem Augenblick vor Augen zu führen, sodass derjenige diesen Ort sehen und alle Details vollkommen lebendig erkennen kann. Sie können Dinge, die in der Ferne sind, nahe bringen und umgekehrt. Sie haben diese Kraft. Was die meisten Menschen nicht wissen, ist, dass sie sich dieser Kraft bereits bedienen, ohne es zu wissen: der Technologie. Aber das ist ein zu weit führendes Thema.

 

Durch den Einfluss den diese Dschinnen auf den Menschen ausüben können, sieht dieser zum Beispiel plötzlich in einer Vision – die keine wirkliche ist, sondern eher als Halluzination bezeichnet werden müsste, aber wir beschreiben es aus der Sicht des Betroffenen – wie er in einer anderen Zeit in einem alten Gewand an einem fremden Ort, den es tatsächlich gibt, lebt.

 

Das alles ist möglich, aber es entspricht nicht der Wirklichkeit.

 

Wenn wir uns heute Filme anschauen, dann basieren diese fast alle auf dieser Technologie. Durch Spezialeffekte sind Menschen in der Lage beliebige Bilder zu erzeugen und sogar Orte und Menschen darin, die es in Wirklichkeit gibt, so zu verändern, dass man sie nicht wieder erkennt. Der Mensch kann heute Bilder von Menschen und Orten digital montieren. Das kann er als Mensch, weil er die Technologie hat. Diese Technologie ist im Vergleich zu dem, was die Dschinnen zu tun vermögen, eine billige Imitation. Die Dschinnen setzen dich in diese Bilder hinein und lassen dich das, was du siehst, mit all deinen Sinnen (er)leben. Aber es entspricht nicht der Wahrheit, und darin liegt auch der Betrug, den wir meinten, und die Betrüger sind somit auch entlarvt, die Dschinn-Wesen, zu denen auch Shaytan, der größte Betrüger und Scharlatan, gehört. Das vermögen sie jedoch nur, weil sie in den Adern des Menschen in ihm umherwandern können, also in seinem ganzen Körper, denn es gibt nicht den winzigsten Ort, wo das Blut im Körper nicht hineingelangen würde.

 

Diese Bilder sind also eine Illusion, denn sie existieren oder existierten nicht wirklich, sondern sind aufgrund eines Betruges der Sinne durch Dschinnen hervorgerufene Erscheinungen und sensible Phänomene. Die, die diese Bilder zu Gesicht bekommen, denken verständlicherweise, es wäre ihre eigene Wirklichkeit, die sie in diesen Bildern sehen.

 

Wenn man jemandem ein durch Meisterhand digital montiertes Bild oder einen Film zeigt, muss der, der sie betrachtet, auch ein Meister darin sein, um die Fälschung und den Betrug entdecken zu können.

 

Die meisten sind jedoch nicht in der Lage die Lüge von der Wirklichkeit zu unterscheiden. So ist es auch mit dem, was die Dschinnen zeigen. Die Betroffenen behaupten dann: „Früher war ich eine Prinzessin“, oder „In meinem Leben davor war ich ein Diener des Königs.“

 

Möge der Herr unsere Sinne und unseren Verstand vor ihrem Einfluss schützen. Wer kein Wissen über die Wahrheit besitzt, kann diese Dinge nur schwer verstehen. Dabei sind die Beispiele wie gesagt bereits vor unseren Augen: Die Technologie – deren Seele die Elektrizität ist – zeigt, was möglich ist. Und das ist nicht einmal alles. Und erst recht wenig im Vergleich, was die Dschinnen zu tun vermögen. Jedoch absolut gar nichts im Vergleich zu dem, was durch Göttliche Kraft den Heiligen möglich ist.

 

Wenn man jedoch kein Wissen über Göttliche Geheimnisse und über diese Dinge hat, glaubt man es natürlich sehr leicht, wenn man verfälschte Bilder sieht. Sei es durch Menschen oder Dschinnen.

 

Deshalb sagt der Herr: „Sucht Zuflucht bei dem Herrn vor dem Shaytan und den Dschinnen“, was bedeutet, dass man sich vor dem Betrug der Sinne durch diese Wesen, dem Schutz des Herrn anvertrauen sollte. Wir selbst haben gegen diese Wesen keine Macht, denn sie sind stärker als wir. Wir können sie nicht sehen, aber sie uns!

 

Denn egal wie stark ein Mensch gegen einen sichtbaren Feind sein mag, gegen einen unsichtbaren ist er ausgeliefert. Vor dem Unsichtbaren ist der Mensch schwach und machtlos. Aus diesem Grund hat der Herr über Seine Propheten den Menschen heilige Schutzformeln beigebracht, durch die sie sich wirksam gegen diese Wesen schützen können, einer Rüstung gleich, die das Eindringen der Waffe des Feindes von außen verhindert.

 

Denn der Mensch ist ohnehin schon so schwach, sich gegen die sichtbaren Einflüsse wirksam zu schützen, wie sollte er sich dann gegen die dunklen Mächte seiner unsichtbaren Feinde zur Wehr setzen können? Zumal diese eine Kraft haben, die sie befähigt, in sein Blut zu gelangen und in seinem Gehirn Kurzschlüsse zu verursachen. Man spricht bei einem Menschen manchmal auch von einer Kurzschlussreaktion, das heißt einer Handlung, bei der sein Verstand ausgeschaltet ist.

 

Bei uns im Türkischen sagt man, bei solch einer Handlung wären einem „die Dschinnen zu Kopfe gestiegen“, was der Wahrheit vielleicht am nächsten kommt.

 

Einem unsichtbaren Feind muss man mit Gleichem, also einer unsichtbaren Waffe antworten. Man muss sich die Göttliche Unterstützung herbeiholen, denn alleine wird man niemals gegen sie bestehen können.

 

Dass manche Menschen bereits über Orte Bescheid wissen, bevor sie da gewesen sind, oder sich an Vergangenes erinnern, als hätten sie es wahrhaftig selbst erlebt, ist auf das bereits erläuterte Phänomen der Dschinnen und den Betrug der Sinne durch sie zurückzuführen. Es sind reine Phantasien und haben den Zweck, den Menschen in die Irre zu führen, was ja den Betrug ausmacht.

 

Es gibt jedoch auch eine andere Möglichkeit, die auf Göttlicher Wahrheit beruht. Diese Wissen ist nur den Trägern Göttlicher Geheimnisse, Seinen Heiligen, offen. Wir hoffen, dass Großsheikh uns von diesem Göttlichen Geheimwissen öffnet und uns daran Teil haben lässt, damit sich unsere Herzen öffnen und weiten und mit ihm auch der Horizont unseres begrenzten Verstandes.

 

O Mensch!

 

Wisse, dass es keine Reinkarnation, also eine Wiedergeburt in diese Welt unter anderer Identität, gibt. Das ist eine Erfindung und Erscheinung in der Phantasie des Menschen.

 

,O Herr, schicke uns noch einmal auf Erden, damit wir Dir wahrhaftige Diener sind‘, werden sie den Herrn anflehen, aber wir werden sie fesseln, sodass sie nirgendwo hin gehen können“, heißt es in einem heiligen Vers im Letzten Testament.

 

Warum? Denn das Leben auf Erden ist einmalig und einzigartig und nur diese eine Mal. In welchem Zustand man diese Welt verlässt, im selben käme man auch wieder, würde es ein Wiederkommen geben.

 

Denn eine Honigbiene ist eine Honigbiene, und sie bliebe es auch oder wäre es auch wieder, wenn sie nach dem Tod noch einmal ins Dasein käme, weil sie als solche bestimmt und erschaffen wurde. Aus ihr könnte niemals eine Wespe werden, ebenso wenig wie aus einem Pferd ein Esel werden könnte.

 

Wer von hier als ein Ganove ginge, würde, wenn er wiederkäme, ein Ganove werden, denn das ist sein Wesen und Dasein in dieser Welt. Und dieses ist unveränderlich.

 

Ein Türke zum Beispiel bleibt ein Türke, ein Franzose bleibt Franzose, ein Engländer bleibt Engländer, auch wenn man ihnen einen andere nationale Identität verleihen würde. Jeder ist und bleibt in seiner wahren Identität das, als was er bestimmt und geboren wurde. In seinem Wesen wird keiner jemals ein anderer werden, höchsten darin, was auf dem Papier steht.

 

Auch ich wollte einst Deutscher werden. Anscheinend wollte man mich jedoch nicht, ich war vielleicht nicht blond genug. „Ich werde meine Haare bleichen“, sagte ich. „Und was ist mit den Augen?“, hieß es dann.

 

„Was sollte mit ihnen sein? Ich kann sehr gut sehen.“
„Nein, das meinen wir nicht. Sie sind nicht blau.“
„Kein Problem“
, sagte ich. „Ich werde mir farbige Linsen einsetzen lassen.“

 

Und diesmal lag es dann an meiner Körpergröße. Ich wusste ja nicht, dass man mindestens 1,90m sein musste, um Deutscher zu werden, und nicht 1,80m wie ich.

 

Als ich erkannte, dass es zwecklos war, gab ich den Gedanken, Deutscher werden zu wollen, auf. Ohnehin erkennen mich die Menschen, wenn sie mich sehen, sofort als einen Türken.

 

Warum erzählen wir das? Um etwas schwer Verständliches leicht zu machen. So wenig, wie ein Türke Deutscher werden kann, kann ein Deutscher auch kein Türke werden. Auf dem Papier ja, im Wesen nein. Aus einem Kaktus kann keine Rose werden, aus einem Esel auch kein Pferd, das ist unmöglich.

 

Eine Reinkarnation ist unmöglich, da jedes Geschöpf ein ihm eigenes gottgegebenes Wesen und eine Natur besitzt, die sich niemals ändern werden. Diese sind, was das Geschöpf zu dem Besonderen und Einzigartigen machen, was es ist. Sowohl körperlich als auch geistig.

 

Die Reinkarnation ist eine Fantasterei derer die keine Erklärung für Phänomene haben, die – in den Augen der Wissenden und Weisen – keine wirklich großen und besonderen Dinge sind. Wer aber kein wahres Wissen hat, muss sich, um die Dinge plausibel erklären zu können, diese in seiner Vorstellung ausmalen. Das Produkt einer Vorstellung, ist jedoch niemals eine Wahrheit. Der Name Vorstellung sagt es: es ist lediglich ein geistiges Bild. Wissen ist jedoch etwas ganz anderes als das. Deshalb führen diese Vorstellungen die Menschen eher weg von der Wahrheit, als zu ihr.

 

Zusammengefasst können wir sagen: Es gibt solche Phänomene, dass Menschen Dinge zu sehen bekommen von Vergangenem oder Kommendem. Die Erklärung hierfür ist folgende:

 

Dieses Phänomen ist ein Betrug der Sinne durch diese feinstofflichen Wesen, die Dschinnen, die Bilder wahrer Orte und Begebenheiten mit falschen Sinneseindrücken, die sie bei dem Betroffenen hervorrufen, vermischen. Das hat keinen wahren Ursprung und ist ein teuflischer Einfluss und als Illusion zu bezeichnen – deshalb keine Vision.

 

Oder aber es ist eine himmlische Gunst, die einem zuteil wird, vergleichbar einem Fenster zum Spirituellen, das einem geöffnet wird, um dadurch Gewissheit und Stärke im Glauben zu bekommen. Dem Sehenden bietet sich dann ein Panorama seiner eigenen spirituellen Wahrheit. Das ist nur möglich durch die Erlaubnis des Herrn und hat nichts mit dem ersten zu tun. Ein solches Phänomen ist wahr und Göttlichen Ursprungs und deshalb als Vision oder spirituelle Schau zu bezeichnen.

 

Die Unterscheidung dieser beiden Phänomene ist aber, wie bereits gesagt, für gewöhnliche Menschen, die in Unkenntnis über Göttliches Wissen und Weisheit sind, schier unmöglich. Dies ist auch der Grund, warum viele Menschen, die sich mit ihrer Spiritualität beschäftigen, den Bezug zum Realen und sogar den Verstand verlieren können.

 

Denn sie treten in eine andere Welt ein, in der auch die Dschinnen sind, die sich dann desjenigen annehmen und mit ihm spielen.

 

Der Grat zwischen Vision und Illusion beträgt nur eine Haaresbreite, und es ist so verworren, dass kein Sherlock Holmes in der Lage wäre, es zu entwirren und zu lösen. Dazu bedarf es eines himmlischen Sherlock Holmes. Wer von einem solchen Problem geplagt ist, muss sich an eine himmlische Detektei wenden. Sie ist die einzige Anlaufstelle, die hier helfen kann. Man braucht einen Spezialisten mit einer himmlischen Lupe und dem wissenden und weisen Blick dafür, um solche Phänomene zu lösen.

 

Wisse, dass es nicht nur diese unsere Welt gibt. Mit den physischen Augen betrachtet, gibt es nur sie und uns darauf. Jedoch gibt es Welten und Wesen, die den physischen Augen verborgen sind. Die Welt, wie wir sie kennen, besteht aus drei Welten:

 

  • Die Seelenwelt
  • Die Schattenwelt

 

Die Welt, in der alles Existente als noch nicht manifestierte Archetypen und Bedeutungen vorhanden ist. Hierin herrscht ein Zustand der Körperlosigkeit, ähnlich einem Schatten, jedoch mit allen Facetten und Varianten der späteren körperlichen Manifestationen.

 

  • Die Welt des Zeugnisses

 

Die Welt, in die sich die Existenzen aus der Schattenwelt hinein manifestieren und in der sie eine physische Gestalt annehmen. Jeder Mensch hat eine ihm eigene Fähigkeit zur Imagination. Man kann diese auch als eine Welt bezeichnen, denn jede Kraft – was die Vorstellung des Menschen zweifelsohne ist – hat auch eine zugehörige Welt, in der sie wirkt und durch die sie wirken kann. Deshalb ist die Vorstellung auch eine eigene Welt und hat ihre darin wirkenden Gesetzmäßigkeiten.

 

Jedem Menschen können spezielle, nur ihm zugehörige, Bilder aus der Schattenwelt in seine Vorstellungswelt erscheinen. Dann sieht dieser vielleicht geistige Bilder und Formen vergangener oder gar kommender Dinge und kann auf diese Weise Kenntnis und Wissen über sie erlangen. Ein solches Phänomen ist auf Wahrheit begründet und ist ein Fenster in die menschliche Spiritualität. Über es können wir in die Welt des Verborgenen und Unbekannten hinein sehen, soweit es uns erlaubt wird, und Kenntnis über sie erlangen.

 

Die Vorstellungswelt ist dem Menschen ein Tor in höhere, nicht materielle Sphären, seine Verbindung in die Welt des Spirituellen.

 

Jedoch öffnet sich ein solches Tor wirklich nur durch die Gnade des Herrn für Seinen Diener. Man selbst kann es nicht öffnen. Deshalb ist das Eintreten in die Welt der Schatten, um darin der Wahrheit entsprechende Bilder sehen zu können, nur durch Seine Erlaubnis möglich. Solche Visionen sind dafür, das Bewusstsein des Menschen in Bezug auf die Wirklichkeit zu erhöhen und ihn nach der Wahrheit auszurichten.

 

Die Schattenwelt ist eine Vorstufe, ein „Ort“, an dem sich jegliche erschaffenen Existenzen, Eventualitäten und Ereignisse in einem Seinszustand befinden vor ihrer materiellen Manifestation. Ihren Zustand muss man sich wie einen zwischen Sein und Nichtsein vorstellen.

 

Aus materieller Sicht betrachtet, befinden sie sich im Nichtsein. Betrachtet man es aus der Sicht der Spiritualität, so haben sie ein Sein. So wie zum Beispiel die Imagination kein materielles Sein hat, deshalb jedoch über sie nicht gesagt werden kann, sie würde nicht existieren.

 

Vielmehr ist ihr nichtmaterielles Sein Existenz im ursprünglicheren Sinne als die Existenz des Materiellen, da das nichtmaterielle Sein die Bedeutung des materiell zu manifestierenden trägt.

 

Und weil alles in der Existenz erst durch seine von Gott beigemessene Bedeutung existiert, ist diese Bedeutung wie die Seele für den Körper, also die Grundlage jeglicher Existenz überhaupt.

 

Der Quell menschlicher Vorstellungskraft ist jene Schattenwelt der Archetypen und Bedeutungen, in der sich alle Dinge in ihrem körperlosen Zustand, jedoch voll der ihnen beigemessenen Göttlichen Bedeutungen befinden und aus der sie sich in einem materiellen Körper manifestieren.

 

Nehmen wir das Flugzeug als Beispiel. Zunächst war es in Form einer Bedeutung oder eines Sinns in der Vorstellung seines Erbauers, bevor er diese zu Papier brachte, einen Prototypen entwarf und schließlich alles in den materiellen Körper des Flugzeugs einfließen ließ.

 

Aber die Frage ist nun: Hätte das Flugzeug jemals in der Vorstellung seines Erfinders oder Erbauers sein können, wenn es in einer höheren Ebene nicht eine wahrhaft existente Entsprechung für das Ding „Flugzeug“ gegeben hätte? Wenn der Schatten dessen Wahrheit nicht in die Schattenwelt hineingefallen wäre, hätte sich der Erbauer nicht dessen Bild, in Form seiner Vorstellung, bedienen können. Es wäre unmöglich.

 

Niederes Sein kann nur aus einem höheren heraus entstehen. Für beide Seinszustände jedoch ist das Absolute Sein Bedingung. Denn Dasein kommt nur durch Existenz hervor. Aus Nichtexistenz kann kein Dasein, in welchem Zustand auch immer, hervortreten.

 

Woher kommt nämlich die Inspiration des Menschen? Wie könnte ein Mensch eine Vorstellung über ein Ding haben, wenn dessen Schatten der Wahrheit nicht auf ihn fiele? Wie könnte ein Mensch eine Vorstellung über eine Sache haben, ohne diese vorher jemals gesehen zu haben? Denn es wäre unmöglich, eine Vorstellung über etwas zu haben, wären dessen Bedeutung, dessen Name und auch dessen Form nicht bereits in einer höheren Ebene existent.

 

Wenn diese Welt als eine Reflexionsfläche der Göttlichen Manifestationen dient, so kann man es damit verstehen, dass, wenn nicht jemand vor dem Spiegel stünde, auch nichts darin erscheinen würde. Denn der wirklich Existente ist immer nur der vor dem Spiegel. Er ist wahrer Träger und wahrhaftige Verkörperung der Bedeutung, des Namens, und der Form. Die Reflexion im Spiegel ist in all diesen Kategorien nur eine Imitation und Erscheinung der Wahrheit davor, aber dennoch träger dieser Wahrheiten, da sie durch diese ins Dasein gerufen wurde und nicht existent wäre, wenn diese sich auch in der Reflexion im Spiegel nicht befinden würden. Folglich ist also auch die Reflexion im Spiegel träger der wahren Bedeutung, des Namens und der Form, allerdings nicht im wahrhaftigen Sinne, da sie diese von dem, der wahrhaft Existent ist, nur entlehnt.

 

Jede neue Erfindung des Menschen geht deshalb immer Kraft seiner Vorstellung hervor, die Vorstellung selbst gewinnt ihre Bedeutung, ihren Namen und ihre Form durch die Inspiration. Die Inspiration wiederum muss aus einer Quelle eingegeben werden, anders ist es nicht möglich, so wie es auch nicht möglich wäre, dass im Spiegel etwas reflektiert wird, wenn es davor nicht etwas gäbe, das sich darin widerspiegeln könnte.

 

Etwas, das kein wahres Sein hat, kann nicht ins Dasein treten. Es muss immer ein Vorher existieren, damit es ein Danach geben kann. Verstand und Logik fordern diese Erkenntnis. So ist es, dass, bevor ein Ding Gestalt annimmt, der Schatten seiner Wahrheit sich auf der Projektionsfläche der Imagination und Vorstellung desjenigen, der es hervorbringen wird, reflektiert.

 

Von allem, was sich in dieser materiellen Welt manifestiert, gibt es in der Schattenwelt Archetypen – einem Plan oder Projekt oder Prototyp dessen gleich. In dieser Schattenwelt gibt es keine Zeitdimension, wie wir sie kennen. Darin gibt es kein Gestern, kein Heute, kein Morgen.

 

Manche Menschen sehen Bilder und Formen aus der Schattenwelt und vermischen dann Wahrheit mit Lüge. Manche kommen und sagen: „Sheikh, früher war ich der und der und habe dort und dort gelebt.“

 

„Woher willst du das wissen?“
„Ich sah es ganz klar vor meinen Augen, Sheikh. Ich war früher ein Sklave aus Abessinien gewesen.“

 

Oder manche sagen: „Sheikh, ich komme zwar das erste Mal zu ihnen, aber ich war hier vorher schon mal gewesen. Ich habe Sie auch sofort erkannt.“
„Wie hast du dich erinnert?“
„Plötzlich hatte ich ein Bild vor Augen und das Gefühl der Bekanntschaft.“

Manche sehen es sogar Tage vorher im Traum, dass sie zu uns kommen. Bei uns werden dann ihre Träume wahr.
Wer keinerlei Kenntnis über Göttliches Wissen und die Weisheiten besitzt, dem können keine Tausend Sherlock Holmes helfen, solche Phänomene und Geheimnisse zu lösen. Und was tut der Mensch, wenn er ein Geheimnis nicht lüften kann? Er beginnt zu rätseln und sich in seiner Fantasie Bilder auszumalen, am Ende ist es dann die einfachste Erklärung laut „Reinkarnation!“ aufzuschreien. Reinkarnation wäre eine einfache Erklärung. Aber so einfach ist es nicht!

 

O Mensch! Verstehe, dass jeder Mensch seinen eigenen genetischen Code besitzt. Dieser formt seine Gestalt und legt seine grundlegenden Charakterzüge und –eigenschaften fest. Es ist ein einzigartiges Geheimnis, das vom Vater zum Kind weiter gegeben wird.

Der, den du vielleicht vor deinem geistigen Auge als vor Tausenden von Jahren Lebenden siehst und der dir ähnelt, bist vielleicht gar nicht du, sondern einer deiner Urahnen, der lange Zeit vor dir gelebt hat. Was weißt du schon?

 

O Mensch! Was weißt du über die Wahrheit, dass du redest? Wie viel weißt du darüber? Vielleicht öffnet der Herr dir ein Fenster in die Schattenwelt, in der du dann deine Vorfahren und alle Orte, an denen sie lebten, sehen kannst. Was weißt du schon?

 

In Wahrheit ist der, den du für dich selbst gehalten hast, einer deiner Urahnen, der dir ähnlich gesehen hat. Denn Menschen gleicher Abstammung sehen sich über Generationen gleich.

 

Das Leben ist voller Göttlicher Geheimnisse.

 

Was und wie viel davon wissen wir? Diesbezüglich haben wir gar kein Wissen. Wir denken, dass Wahrheit Lüge und Lüge Wahrheit wäre und betrügen uns selbst. Weil der Mensch das Wissen aus den Himmeln nicht akzeptieren mag, verstrickt er sein Leben in einen unlösbaren Knoten. Er gerät in eine Ausweglosigkeit. Das ist die bittere Wahrheit.

 

Sheikh-ul Akbar, der „Größte Meister“, wie er genannt wird, Muhyiddin Ibn Arabi, Kenner des Verborgenen und Wissender über die Weisheiten aus der Göttlichen Gegenwart, erzählte:

 

„Einst umrundete ich die Kaaba, das Gotteshaus, als mein Blick auf eine Gruppe Menschen fiel. Auch sie taten dasselbe, jedoch kannte ich sie nicht. Einer unter ihnen kam zu mir und schaute mich an und sagte ‚Ich bin dein Großvater’.

 

Darauf hin fragte ich, wie viele Jahre denn seit seinem Tode bereits vergangen seien, worauf hin er ‚Mehr als Vierzigtausend’ antwortete.

 

‚Wie ist das möglich, wenn doch seit der Erschaffung Adams noch keine siebentausend Jahre vergangen sind?’, fragte ich ihn, als mir eine Eingebung ins Herz kam.

 

Ich erinnerte mich an die Überlieferung des Heiligen Propheten, der Friede sei mit ihm, als er sagte ‚Allah erschuf 100.000 Adams.’“

 

O Mensch! Es ist wahr. Vor dir erschuf der Allmächtige 100.000 Adams, von denen jeder einzelne eine komplette Menschheitsgeschichte hat, vom Anfang bis zum Ende. Aber keiner dieser Adams und die Generationen, die von ihnen hervorkamen und wieder vernichtet wurden, waren in der uns bekannten Welt, in der Welt des Zeugnisses, jemals gegenwärtig. Sie existierten nur in der Welt der Bedeutungen und Schatten, im Alem-i misal, der besagten Schattenwelt.

 

Jeder einzelne dieser 100.000 Adams war in jener Welt existent als eine Eigenschaft, ein Attribut in der Form eines feinstofflichen Körpers Adams. Jeder dieser feinstofflichen Körper, dieser Attribute, wurde mit dem ihm eigenen Zustand in der Schattenwelt in Erscheinung gebracht, damit er darin leben und erleben und Vollkommenheit erlangen konnte.

 

Denn als der Körper Adams erschaffen wurde, war er bereits im Zustand des wahren Menschen, des vollkommenen Menschen und eine Hülle für all seine Attribute, die bereits vor seiner leiblichen Erschaffung in der Schattenwelt gegenwärtig waren und Vollkommenheit erlangten.

 

Adam wurde dann mit diesen Eigenschaften ausgestattet. Jeder einzelne dieser 100.000 Adams aus der Schattenwelt ist träger einer Bedeutung der Wahrheit Adams, unseres Urvaters, der in der Welt des Zeugnisses erschien - möge der Frieden mit ihm sein.

 

Erst als alle Bilder und Bedeutungen Adams Vollkommenheit erlangten bekam der wirkliche Adam in der Welt des Zeugnisses seinen Körper und trat ins Dasein.

 

Ibn Arabi sah also mit den Augen seines Herzens in diese Schattenwelt und sah darin die Manifestationen der Attribute Adams, wie sie zwar in feinstofflicher Form, aber in der Gestalt Adams darin gegenwärtig waren. Davon berichtete er. Möge der Herr sein Geheimnis heiligen und hüten.

 

Die Schattenwelt ist uns in Wahrheit ein Spiegel, worin wir uns selbst betrachten sollen. Jeder Mensch hat darin ein Beispiel seines Selbst, ein Archetyp oder Prototyp seines Selbst. Manchen Menschen öffnet sich ein solches Fenster, und sie dürfen in diese Welt hineinschauen.

 

Denn im Spiegel selbst gibt es keine Gestalt oder Form darin. Wenn eine darin zu sehen ist, dann nur, weil sie von andernorts dort hinein gelangt. Verstehe das richtig!

 

Die Welt der Schatten ist nur zur Wahrnehmung und zur Schau, dort existiert kein Dasein, wie wir es aus unserer Welt des Zeugnisses kennen. Sie ist nur eine Projektionsfläche, ein Spiegel der beiden anderen Welten. Das körperliche Dasein gehört nur in die Welt des Zeugnisses. In dieser Welt lebst und erlebst du, in jene schaust du nur.

 

Mehr zu öffnen ist uns nicht erlaubt. So viel, was heute gegeben wurde, reicht ohnehin aus. Möge der Herr uns das richtige Verständnis gewähren

 

Sheikh Eşref Efendi