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Die Führung der Heiligen

Bismillahirrahmanirrahim


Die Führung der Heiligen

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 14.09.2013

 

Bismillahirrahmanirrahim!
Sagt das fortwährend, non-stop!
Es bringt Segen, nimmt das Schlechte und gibt dir das Gute.

Bismillahirrahmanirrahim - Im Namen des Herrn, im Namen des Barmherzigen! Sag das, so dass sich das Gute in dir immer mehr fortpflanzt, weiterentwickelt und sich von innen nach außen öffnet.

Wir erbitten die Unterstützung der Heiligen, über die der Herr sagt:
„Dies sind meine wahrhaftigen und treuen Diener!


Jene, die unter meiner Führung sind und an die ihr euch festhalten, klammern sollt....“

Damit sie


Euch gutes Wissen geben und euch den richtigen Weg lehren,
euch die richtige Orientierung und eine gute Führung geben,
euch den Weg zur Weisheit öffnen können.

 

Wo findet man diese Diener? Sie sind überall anwesend. Doch sind sie im Verborgenen, zeigen sich nicht offen unter den Menschen. Nur den Aufrichtigen öffnen sie sich und enthüllen ihr Geheimnis.

Ein unaufrichtig Suchender klopft an die Pforte eines solchen Heiligen:
„Wonach suchst du?“


„Ich suche nach einem Heiligen, nach einem Menschen, der mit Gott verbunden ist.“
Doch aufgrund der Unaufrichtigkeit würde sich der Heilige nicht als solcher zu erkennen geben.

Du suchst nach einem heiligen Menschen, der dir Führung geben kann. Wenn du ihm begegnest erwarte nicht, dass er mit den gleichen Augen wie du auf die Welt schaut, die gleichen Ansichten hat wie du und das liebt, was auch du liebst.

Er sollte so sein wie du? Dann brauchst du dich nicht auf die Suche nach Heiligen, nach Führung zu begeben. Stell dich einfach vor den Spiegel, und bleib bei dem, der im Spiegel zu sehen ist: Bei deinem Spiegelbild...denn du suchst jemanden, der dasselbe Profil hat wie du! Die meisten Menschen von heute rennen ihrem Leben nach, schauen nicht nach Führung. Die wenigen, die dennoch Ausschau danach halten, wollen Führung nach ihren eigenen, selbst zurechtgelegten Vorstellungen.

Stellt man Menschen ‚auf dem Weg’ die Frage, wonach sie suchen, antworten sie:

„Ich suche nach der Wahrheit.“ Doch meistens suchen sie nur nach einer Wahrheit, die ihnen schmeckt – und auch die Methode dieser Wahrheit muss ihnen gefallen.

 

Gehörst du auch zu ihnen, dann brauchst du nicht nach Führung bei einem anderen Menschen zu suchen. Du hast doch die Wahrheit bereits bei dir: Du bist so, wie es dir passt, du denkst und glaubst, wie es dir gefällt. Dann bleib doch bei dem... Du bist doch schon ein Heiliger, bist für dich selbst der Heilige und folgst dir selbst.

 

Die Menschen suchen nach einem Schöpfer, nach einem Gott. Doch zeigt sich der Schöpfer in einer Art und Weise, die ihnen nicht zusagt, dann sind sie plötzlich nicht mehr so gläubig; der Schöpfer, nach dem sie suchen, passt nicht zu ihrem Profil.

Oh Herr, wir bitten um Vergebung und Verzeihung! Wer sind wir, dass wir nach einem Schöpfer, einem Gott suchen, der auf unser Profil passen soll?


Wir beginnen mit Bismillahirrahmanirrahim. Jede Ansprache, alles, was wir tun, sollten wir mit Bismillahirrahmanirrahim beginnen. Warum? Es bedeutet: „In Deinem Namen, für Dich, oh Herr.“ „Für Dich“, das ist die Bedeutung. „Für Dich“!

Wenn man die Dinge „Im Namen des Herrn“ beginnt, dann ist sowohl die Tat als auch das daraus Resultierende „in Seinem Namen“, für Ihn und auch von Ihm. Ihm eine Sache zu widmen bedeutet von Ihm unterstützt zu werden. In einer Angelegenheit, die Seine Unterstützung trägt, ist Schönheit und Gutes. Immer liegt Heil für einen selbst darin.

 

Hat man einen Heiligen der einem Führung gibt gefunden, stellt man fest, dass sein Profil gegensätzlich zum eigenen ist. Wärst du glücklich und zufrieden mit dir gewesen, hättest du dich nicht auf den Weg gemacht. Das heißt, du bist jemand, der versucht, sein Profil zu ändern oder zu verbessern. Somit bedeutet Aufrichtigkeit hierin,  sich an das Profil des Gegenübers anzupassen.

Es muss sogar so sein, dass das Profil des Heiligen nicht deinem Profil entspricht, du suchst doch schließlich nach einem besseren. Sonst wäre es nicht logisch. Es ist geradezu der Beweis dafür, dass du jemanden gefunden hast, der dir doch vielleicht von der Wahrheit erzählen, zeigen und geben kann. Jemand, der oft anders denkt als du, der was du so alles zu wissen glaubst nicht bestätigt. Im Gegenteil: Oft ist es sogar so, dass alles, was du bisher gewusst hast, Schwachsinn war. Sorry, war das zu hart für euch?

Was ist die Aufgabe der Heiligen? Wenn wir von Führer und Führung sprechen, dann denk nicht an Hitler und Mussolini. Nein! Dein Vater und deine Mutter sind auch Führer – fürsorglich für das Kind.

 

Sie müssen den Weg und die Lebensweise vorgeben, damit das Kind lernen, sich entwickeln und leben kann. So ist das auch mit den Heiligen: Sie geben dir den Weg frei für deine Zukunft und erzählen und zeigen dir von dem Guten.

 

Für den Menschen ist die Unterscheidung zwischen gut und böse, richtig und falsch nicht möglich. Es bedarf eines Lehrers, der dir hilft, die Entscheidung selbst zu treffen. Der dir das Wissen dahingehend vermittelt und dich darin lehrt. Die Unterscheidung zwischen gut und böse, richtig und falsch, schön und hässlich ist eine Wissenschaft für sich.

 

Es gibt Menschen, deren Lebensart ist Hip-Hop, eine andere Gruppe pflegt die Lebensweise Tip-Top. Sowohl der sich Hip-Hop kleidet und lebt als auch der, der den Tip-Top-Stil bevorzugt ist mit seinem Lebensstil zufrieden und findet sich darin schön. Stellt sich nun die Frage: Wer von beiden lebt richtig?

 

Den Menschen fehlt eben dieses Wissen der Unterscheidung von richtig und falsch. Meistens ist das, was unserem Ego gefällt, uns weder Mühe noch Anstrengung abverlangt, erst einmal schön und süß für uns. Es gefällt uns. Aber gegen all das, was mit Anstrengung und Disziplin verbunden ist, hat unser Ego eine Ablehnung. Dies empfindet es plötzlich als hässlich und unschön.

Uns allen gefällt es, wenn wir mit TUI auf die Seychellen fliegen und dort im paradiesischen Umfeld am Strand in der Sonne ausruhen und genießen. Auf die Frage, ob das schön ist, antworten alle mit: „Ja!“ Ist das gut? „Auf jeden Fall, super!“

Forderst du aber den Hotelgast auf: „Nun komm jetzt mal mit und hilf mir, diese Straßen von dem Dreck zu säubern, der von euch Touristen verursacht wird.“ Oder „Komm, wasch den Teller, von dem du gegessen hast“, dann wird der Gast erwidern: „Nein, das ist nicht schön und auch nicht gut für mich. Es ist schlecht und es gefällt mir nicht.“

 

Das ist unsere Einstellung: Alles, was bequem ist, ist schön und gut für uns. Alles, was uns plötzlich unbequem wird, muss entsprechend schlecht und hässlich sein.

 

Betrachtet man es einmal von der anderen Seite, dann bringt diese unbequeme Handlung des Reinigens am Ende etwas Schönes, Gutes hervor. „Ist es gut, dass der Teller sauber ist, ist es schön?“ Jeder wird diese Frage jetzt bejahen. Der Teller wird dir gereicht, er blitzt, so blank, dass du dich darin förmlich spiegeln kannst. Es gefällt dir und du hast ein gutes Gefühl, von ihm zu essen. Jedoch ist die damit verbundene Arbeit von außen gesehen nicht schön und auch nicht angenehm. Deshalb schau nicht nur auf die anfallende Arbeit und auf das, was mit dem Ergebnis verbunden ist.

 

Schau auf das Ergebnis! Ist es ein gutes, dann wird auch die dafür notwendige Arbeit, selbst wenn es nicht so erscheint, schön und gut sein.

 

Der Meister, der Heilige, gibt dir zuerst einmal die dreckigen Teller in die Hand. Und das gefällt dir nicht. Was erwartest du von einem Meister? Auf einem sauberen Teller soll er dir deine Speise servieren - und natürlich wäre es optimal, wenn er noch Kaviar dazulegt.

„Was willst du, mein Schüler?“


„Ich möchte dies, ich möchte das, Meister.“

Und der Meister schnippt mit dem Finger und du bekommst alles, was du willst? So einen Meister kannst du lange suchen, solch einen Lehrer wirst du nie finden!

 

Jetzt gerade spricht mein Großmeister zu mir: „So einen Meister gibt es sehr wohl, aber er befindet sich in einem Brunnen in einem Loch unter der Erde. Du musst dieses aber erst einmal finden und dann in die Tiefe hinabsteigen. Dort unten gibt es eine Lampe, wenn du an ihr reibst, kommt aus ihr ein Djinn hervor. Er richtet sich vor dir auf und wird dich fragen: Meister, wie lautet dein Befehl? Nun kannst du ihm deine Wünsche nennen. Jetzt bist du selbst ein Meister geworden und der Djinn, der dir alles erfüllt, ist dein Diener.

Seit der Mensch auf Erden ist, hat er die Wahrheit verdreht und versucht, aus dem Herrn einen Diener zu machen, hat sich selbst zum Gott erklärt, zu Seinem Gott... Tu mir dies, mach mir das, erfüll mir meine Wünsche. Doch das ist nicht die Realität. Der Schöpfer hat dich erschaffen, damit du Sein Diener bist - nicht umgekehrt! Wir alle suchen nach einem Diener, der uns wunschlos glücklich macht. Ein Diener, der das beherrscht, wird sich doch nicht selbst zu seinem eigenen Diener machen. Ist er doch mächtiger als du. Erst einmal wird er sich um sein eigenes Wohl kümmern und aus dir einen Diener machen.

 

Die Heiligen sagen daher: „Wollt ihr, das alles, was ihr euch so wünscht, in Erfüllung geht? Dann sucht nicht nach einem Diener. Es kann kein Diener sein, es muss ein Herr sein - und das ist dein Herr. Denn nur Er ist in der Lage alles zu erfüllen. Wenn Er sagt: „Sei!“, dann geschieht es. Das liegt einzig und allein im Ermessen des Herrn, deines Schöpfers.“

 

Jedoch macht Er das nur unter einer Bedingung: „Sei mein Diener! Und hör auf zu versuchen, mich zu beherrschen. Lass dich von mir beherrschen!“

 

„Ich will mich aber von niemandem beherrschen lassen, Sheikh.“
Wenn du so denkst bedeutet das, dass du selbst alles andere beherrschen willst.

Dann hast du von vornherein keine guten Absichten.

 

Der Mensch wurde in Ehre erschaffen. Kein Mensch sollte über einen anderen Menschen herrschen. Das ist richtig. Doch versteht das nicht falsch, was wir euch hier versuchen zu erklären, es ist nicht so, wie ihr euch das vorstellt: Auch wenn wir das nicht wollen, doch in verschiedenen Gegebenheiten und Lebenslagen herrschen immer Menschen über andere Menschen - der Boss, die Mutter, der Vater – so ist das Leben in dieser Welt. In Wirklichkeit aber, in der himmlischen Gegenwart, ist dies nicht erlaubt. Kein normaler Mensch darf über einen anderen normalen Menschen herrschen. Jeder Mensch ist individuell, einzigartig, in Ehre und vollkommener Schönheit von seinem Schöpfer erschaffen worden. Das ist die Wahrheit.

 

So lass dich nicht von normalen Menschen beherrschen! Das sagt dir der Himmel. Lass dir Führung von besonderen Menschen geben. Das ist eine sehr feine Angelegenheit. Wenn du dich beherrschen lässt, dann von Menschen, die im Namen des Herrn handeln und sprechen - mit Seiner Autorität beherrschen. Letztendlich wirst du somit von deinem Herrn beherrscht. Lass nur Ihn über dich herrschen!

Deshalb sagen wir“ Bismillahirrahmanirrahim - in deinem Namen, oh Herr“ und beginnen so unsere Ansprachen. „Herr, es soll deine Führung sein, nicht meine.“

 

Niemand will hier über euch herrschen, euch beherrschen. Nein! Doch wollen wir euch den Weg zeigen, den wir kennen. Euch die Wahrheit weitergeben, über die unser Großmeister Kenntnis hat. Das ist die Absicht hier vor Ort, keine andere. Der Beweis dafür ist, dass wir in Seinem Namen beginnen. So ist die Ansprache, die Führung, alles, was zu euch kommt, von Ihm. Daher habt ihr eigentlich nichts mit uns, sondern mit Ihm zu tun!

 

Woher kommt die Elektrik in diesem Raum, vom Verteiler oder von der Zentrale? Sie kommt von der Zentrale, der Verteiler ist nur Vermittler. So wie wir. Die Heiligen sind Vermittler, aber keine Herrscher. Was ist ihre Vision? Das verborgene Gute in dir hervorzubringen! Der Mensch ist nicht in der Lage, zwischen gut und schlecht, schön und hässlich zu unterscheiden. Das ist eine Wissenschaft, eine himmlische Wissenschaft für sich. Das kann auch nicht in der Schule gelehrt werden.

 

Das Gute und die Schönheit kommen vom Himmel. Deshalb brauchen wir Verbindung nach oben: Wir suchen nach den Vermittlern zwischen Himmel und Erde.

 

„Gibt es das Gute und das Schlechte, Sheikh?“
Wir fragen zurück: Ja gibt es das nicht?

Wenn ich über deinen Kopf streiche und dich lobe, empfindest du das als gut. Doch wie ist es, wenn ich dir eine Ohrfeige gebe und dich mit dem Handschuh poliere? Ist das dann immer noch gut für dich?
„Nein, Sheikh, das ist böse und schlecht. Mach das nicht wieder, sonst komm ich hier nicht wieder her.“
Somit gibt es also doch noch gut und schlecht für dich... 

 

Oh ihr Menschen, sprecht zu euren Egos: „Oh mein Ego, hör auf zu versuchen, den Meister zu beherrschen. Er lässt sich eh nicht von dir beherrschen und belehren, wie er mit dir umzugehen hat.“ Er hat bereits seinen Meister. Und deinem Ego hat er schon genug gelehrt. Doch von deinem Ego wird er nichts lernen, nicht einmal dir gelingt das. Wenn du nun schon nichts von deinem Ego lernen kannst, denkst du etwa, dein Meister kann das?

 

Was ist das, dein Ego? Ein Tier! Hat ein Tier einen Verstand? Nein! Wie soll ich dann von einem Tier etwas lernen? Was soll ich lernen von etwas, was keinen Verstand und kein Wissen hat?

„Gibt es das Gute und Schlechte, Sheikh?“
„Ja.“
„Wo denn?“
„Du musst nicht weit umherschauen. Es steckt in dir! Suche also nicht in der Ferne, es ist dir am nächsten.“Doch wirst du es selbst  nicht finden, es ist verborgen.

 

Was brauchst du? Einen Führer, einen Wegweiser, der von außen zu dir, in dich hineingeht. So wie jemand vorne weg geht, wenn er eine Führung macht. Es geht in eine Höhle hinein, der Führer geht voran, meistens auch mit einem Licht in der Hand und leuchtet den Weg aus - er kennt das Labyrinth. Auch in dir ist ein Labyrinth, dunkel und undurchdringbar für dich. So brauchst du jemanden, der mit Licht in dich hineingeht.

 

Wenn du keinen Spiegel vorgesetzt bekommst, keine Fläche hast, an der du dich reflektierst, bist du dein ganzes Leben in Unkenntnis über dein eigenes Aussehen. Ohne Spiegel bist du nicht in der Lage zu sehen: Wie sieht meine Nase aus, meine Augen, meine Ohren? Bin ich groß, bin ich klein? Wie sehe ich aus? Ein solches Geschöpf bist du! Ohne Reflektionsfläche hast du keine Kenntnis über dein Äußeres. Wie kannst du da denken, dass du ohne eine Hilfe über dein Inneres Bescheid weißt?

Das verhält sich besonders bei den Damen so:

 

Um sich zurechtzumachen, ihre Schönheit hervorzuheben, verbringen sie sehr viel Zeit vor dem Spiegel. Und anschließend fragen sie den, der neben ihnen steht: „Wie sehe ich aus?“ Was für eine Frage... Du standest doch schon stundenlang vor dem Spiegel...

Du hast keine Ahnung über dich selbst, du weißt nicht einmal, wie du aussiehst, auch wenn du vor dem Spiegel stehst. Du brauchst dafür immer Bestätigung oder einen Zeugen, der dir das beantworten kann.

Ist das wahr? Es ist wahr!

 

Einhundert Stunden vor dem Spiegel verbracht und dann die Frage: „Wie sehe ich aus?“ Na, dann brauchst du den Spiegel ja nicht, kannst du auch gleich mich fragen.

 

Dieser Spiegel, vor dem du dich stellst, gibt dir immer die Antwort, die du haben möchtest. Denn stehst du vor ihm und sagst: „Ja, jetzt sehe ich gut aus“ dann wiederholt der Spiegel „Ja, jetzt sehe ich gut aus.“ Wenn der vor dem Spiegel aber klagt: „Hat schon wieder nicht geklappt, ist schon wieder nicht gelungen, wieder sehe ich nicht gut aus“, dann sagt der im Spiegel genau das gleiche, er bestätigt dich. Dein eigener Spiegel bestätigt nur das, was du da selbst von dir gibst. Egal, welche Farben du aufträgst, du immer noch nicht zufrieden bist und jammerst „Wird nichts, wird nichts, wird nichts“: Dein Spiegelbild wird antworten „Wird nichts, wird nichts, wird nichts“. Es sagt immer das, was du hören möchtest.

 

Man sagt die Heiligen sind der Spiegel. Doch vergleiche nicht ihre Art und Weise mit deinem Spiegel zu Hause. Wenn du in diesem deine Bestätigung suchst und zu finden glaubst, dann brauchst du keinen anderen zu suchen. Er wird niemals das Gegenteil von dem, was du sagst, äußern. 

 

Suchen Menschen eine Führung, einen Meister, dann sollen sie nicht nach jemand Ausschau halten, der sie in ihrem Denken, in ihrer Wahrheit bestätigt. Andersherum brauchst du keinen Meister, stell dich einfach vor deinen Spiegel, das reicht.

Im Menschen, in uns, sind das Gute und Schlechte vorhanden, jedoch beides verborgen. Was wir benötigen ist ein Spiegel, der in der Lage ist, uns die verborgenen Seiten zu zeigen und uns darin zu lehren.

 

Da Vinci, habt ihr von ihm gehört? Eines Tages dachte er sich: „Ich habe nichts Besseres zu tun, also werde ich mal versuchen, dem Guten und Bösen eine Gestalt zu geben“ und malte ‚Das Abendmahl‘.

 

„Für die Verkörperung des Guten nehme ich den Propheten Jesus, als Repräsentant des Schlechten wähle ich den, der Jesus verraten hat: Judas.“

 

Wollte er nun dem Guten auf diesem Bild mit Jesus eine Gestalt geben, fragte er sich jetzt, welches Gesicht er nehmen solle. Er suchte danach auf den Straßen und den Märkten. So ging er auch in die Kirche und sah in einem Chor eine Person, die ein sehr helles und freundliches Gesicht hatte. Er sprach zu sich: „Das ist das Gesicht, dass das Gute symbolisiert, das nehme ich.“ Die Person willigte ein, stand Modell und nach Wochen und Monaten hatte er am Ende das Gute - Jesus - zu Bilde gebracht.

 

Nach und nach vervollständigte er das Gemälde; den Tisch, das Essen, alle anderen Figuren. Doch das Gesicht des Bösen fehlte. Wieder suchte er auf den Märkten und Straßen nach einem Modell. In einer Seitengasse sah er einen Trunkenbold volltrunken auf dem Boden liegen, mit verzerrtem Gesicht, einer Fratze. „Dieses ist das Richtige. Ein Gesicht, was seine Hoffnung verloren hat, nur noch finster in die Welt hineinschaut, das Böse repräsentiert.“ Die Menschen um ihn herum sagten, dass die Person am Boden doch betrunken sei. „Egal, schleppt ihn herein, ich werde ihn malen.“ Als das Bild schließlich fertig war und auch das Böse endlich ein Gesicht hatte, war Da Vinci zufrieden: „Mein Werk ist vollendet.“

 

Währenddessen wurde der Betrunkene nach und nach nüchtern, kam zu sich. Als er halb trunken, halb nüchtern die Augen öffnete, sah er das Gemälde vor sich. Er zeigte auf Jesus und sprach: „Ha, dieses Gesicht kenne ich, ich habe es schon einmal gesehen.“ Da Vinci fragte: „Woher willst du dieses Gesicht kennen, wo willst du es gesehen haben? Ich habe dich auf der Müllhalde, auf der Straße aufgesammelt. Der Trunkenbold antwortete: „Ich kenne es sehr gut. Vor Jahren war ich im Kirchenchor. Jemand sprach mich an „Ich brauche dein Gesicht als Modell“ und malte mich. Dieser sah dir ähnlich - du kommst mir auch so bekannt vor. Ich habe mich wiedererkannt, ich bin das auf dem Bild. Ich bin dieser Jesus, das ist mein Gesicht.“ Dann zeigte Da Vinci auf Judas, auf das Symbol des Bösen und der Trunkenbold sagte: „Ja, das bin ich auch. Ich bin sowohl dieser als auch jener.“

 

Er fuhr fort: „Vor Jahren hatte ich einen starken Glauben an meinen Herrn, ich war zuversichtlich im Hinblick auf das Weltliche und das Jenseits. Mit schönen und gläubigen Augen habe ich diese Welt betrachtet, voller Vertrauen in meinen Herrn. Dann passierten in meinem Leben Dinge, die mich meinen Glauben und meine Zuversicht in meinen Herrn verlieren ließen. Ich war nicht mehr dankbar für das, was Er mir gegeben hatte. Ich begann, undankbar zu werden.“

 

Oh ihr Menschen, sowohl der Prophet Jesus (Friede auf ihn) als auch Judas stecken in uns - auch der Prophet Moses (Friede auf ihn) und Pharao. Doch es stellt sich die Frage: Wen lässt du nach außen kehren, lässt du hervortreten? Welchen der Gegensätze, Gut oder Böse, setzt du ins Bild, in den Rahmen hinein? 

 

Was werden die Menschen, die dann das Bild anschauen, den Inhalt des Rahmens betrachten, sagen? Das ist Jesus! Oder: Das ist Judas! Oder: Das ist Moses! Oder werden sie sagen:  Das ist Pharao! Sie werden genau das benennen, was du in dieses Bild hineingesetzt hast. Was du hervorkehrst werden sie bewerten als das, was du bist.

 

„Sheikh, ich möchte Jesus und Moses durch mich erscheinen lassen. Doch nicht Judas, den Verräter, auch nicht Pharao...Ich will zu den Guten gehören.“
„Dann tu es!“
„Kann ich aber nicht.“
„Warum nicht?“
„Das Gute anstatt das Schlechte erscheinen zu lassen ist so schwer.“

 

Das Gute ist immer irgendwie blockiert. Heutzutage gibt es in den Handys Programme, mit denen du bestimmte Kontakte blockieren kannst. Der andere weiß nichts davon, denkt, er hätte noch immer Verbindung mit dir.

„Mein Ego blockiert immer das Gute in mir. Meine Sehnsüchte, Wünsche, Träume und Vorstellungen blockieren es, so dass ich das Gute nicht nach außen erscheinen lassen kann.“

 

Richtig! Das Schlechte erscheinen zu lassen, ist sehr leicht. Warum? Es tut alles, was du möchtest, gibt dir für alles Erlaubnis - du darfst alles. Das Gute hingegen wählt aus, du darfst und du darfst auch nicht. „Es hält mir immer ein Diät-Programm vor die Nase, das mag ich nicht.“ Das Schlechte sagt: Du darfst! Doch bis wohin? Bis du tot bist. Das gefällt mir und dann tu ich, was das Schlechte will. Und so komme ich als Judas oder vielleicht als Pharao hervor.

 

Was ist zu tun, warum schaffst du es nicht, das Gute hervorzubringen? Deine Willenskraft ist nicht stark genug. Der Meister hat die Aufgabe, sie zu stärken. Er ist kein Führer wie Hitler oder Mussolini. Nein, du bist sein Auftraggeber. Wenn du es ihm erlaubst, stärkt er deine Willenskraft. So kannst du dich gegen das Schlechte stellen und dem Guten den Weg frei machen. Doch du selbst musst das tun, nicht der Meister. Er gibt dir Anweisung was zu tun ist, wie du dich zu verhalten hast.

 

Er trainiert dich in deiner Haltung, sowohl dem Schlechten gegenüber als auch dem Guten. Stehst du später im Ring, dann weißt du, wie du deinen Gegner im Kampf bezwingen kannst. Du erwartest doch nicht etwa von deinem Meister, dass er für dich in den Ring steigt und boxt? Nein, wenn überhaupt, dann würde er im Ringkampf zu seinem Gegenüber sagen: „Catch me, if you can.“

 

Die Aufgabe des Meisters ist dir zu helfen, dich darin zu lehren, so dass du das Gute in dir nach außen erscheinen lässt. Damit die Menschen, die dich dann sehen, sich fragen: Dieser Mensch hat solch eine Erscheinung und ein solches Licht, ist das vielleicht Jesus oder Moses? Oder ist das Abraham oder möglicherweise Mohammed? Der Friede sei mit ihnen allen!

 

Ein lichtvolles Wesen, so, wie du erschaffen bist... Der Meister hat die Aufgabe, dich in deinen Ursprung zurückzuführen. Du kannst dich nicht selbst in einen Rahmen setzen. Er wird das machen, er ist der Künstler, Designer - der Meister. Er macht aus dir etwas...aber nur mit deiner Erlaubnis. Denn ohne diese gibt es keinen Kontakt, sondern Blockaden – er blockt. Was also hat das mit Herrschsucht zu tun?

Man muss lernen zu unterscheiden, ob jemand einen beherrscht und beherrschen möchte oder ob jemand einen trainiert. Was ist das für eine Herrschsucht, wenn dieses Training die Zustimmung des zu Trainierenden bedarf, abhängig davon ist, das der Auftrag „Lehre mich“ ausgesprochen wird. Dann kannst du doch später nicht sagen: „Der Meister will über mich herrschen.“ Du bist doch derjenige gewesen, der gesagt hat: „Trainiere mich.“ Ohne dass du das sagt, wird er das sowieso nicht machen.

 

Also warum sagst du, nachdem du ihn beauftragst, dich zu lehren und zu trainieren und er dir folglich Richtlinien setzt und auch Grenzen zeigt: „Er möchte mich beherrschen“?


Nein, er möchte dich trainieren. Das ist ein Unterschied!

Oh Herr, gib uns mehr Verstand, so dass wir erkennen, was Sinn und was keinen Sinn hat – was Schwachsinn ist und was kein Schwachsinn ist. Wir haben keine Ahnung über uns selbst, kein Wissen über unsere Gedanken, unsere Vorstellung und über unsere Ausdrucksform. Wir drücken uns falsch aus, wir urteilen und verurteilen falsch. Wir geben dem Bild einen falschen Namen. Und dann behaupten wir, etwas zu sein.

 

Ohne deine Erlaubnis läuft hier nichts. In dieser Welt hat Allah uns den ‚Freien Willen‘ gegeben, so dass wir erlauben oder nicht erlauben können. Das liegt in unserer Hand.

 

Wenn du einen Doktor konsultieren musst, suchst du dir deinen Arzt selbst aus. Gefällt er dir nicht, gehst du zu einem anderen. Er verschreibt dir etwas, schreibt dir etwas vor. Bist du zuckerkrank, verordnet er dir ein Diät-Programm. Das ist hart - du kannst nicht sagen, „der Doktor ist böse“. Und wenn du das doch sagst... musst du wissen, dann iss halt weiter! 

Oh Herr, lass uns das Gute und Schlechte erkennen und ihnen ihren entsprechenden Platz zuweisen. So dass sich das Gute nach innen und außen reflektiert und wir zu den Guten gezählt werden.


Sollten wir das allein nicht schaffen, mögen wir wenigstens mit den Guten zusammen sein und aufgrund dessen auch zu den Guten gehören. Das ist leichter.

 

Fatiha.

 

So viel reicht.