Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Kommen und Gehen

Bismillahirrahmanirrahim


Kommen und Gehen

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 19.09.2013

 

Wir bitten den Herrn der Zeit, den Pol der Zeit, der im Namen des Herrn auf uns aufpasst und uns spirituell lenkt und rechtleitet, um Unterstützung und um seine Inspiration, so dass wir einige Worte zu euch sprechen mögen.

 

Unser Weg ist der Weg der guten Empfehlung. Ohne einen Ratgeber und ohne eine gute Empfehlung: Wie weit würden wir kommen? Wenn man sich auf den Weg macht ohne eine Landkarte, ohne Navigation, wo wird man landen? Deshalb brauchen wir die Unterstützung des Himmels, Unterstützung kommt immer vom Himmel. Die Menschen können sich unterstützen und gegenseitig Beistand leisten, doch nur bis zu einer gewissen Grenze. Sie können nicht für immer eine Unterstützung geben, da alle Menschen ihre Grenzen haben.

Mashallah! Seit zwei Tagen Menschen findet hier ein reges Kommen und Gehen statt, es ist wie auf dem Bahnhof. Sie steigen ein, steigen aus, kommen rein, gehen raus.

 

Welches Verständnis drängt sich uns auf, wenn wir uns das anschauen? Nun, es ist wie auf dieser Welt. Die Menschen kommen und gehen, werden geboren und sterben, ob sie wollen oder nicht. Das ist die Qualität dieser Welt. Niemand bleib auf ewig hier. Dieses Bild zeichnet sich auch heute hier: Menschen kommen und gehen. Auch wenn sie bleiben möchten, irgendwann müssen sie gehen. So schaffen sie Platz für den anderen, der nach ihnen kommt.

 

Lenken wir unseren Blick nicht auf das Kommen und Gehen, sondern eher auf die Frage, wie wir kommen und wie wir wieder gehen werden. Kommen wir mit leeren Händen und gehen mit leeren oder gehen wir mit vollen Händen? Was nehmen wir mit? Das ist eine wichtige Frage.

 

Was ist das, was seit zwei Tagen in Berlin stattfindet? Tag der offenen Tür? Sind die Türen offen oder geschlossen?

‚48 Stunden Tag der offenen Tür‘. Was ist die Absicht dahinter? Auf dem Weg hierher habe ich viele ‚offene Türen‘ gesehen, Menschen in Scharen standen davor. Es gibt Türen, da trittst du ein und wieder aus, aber auch Türen, da trittst du ein, doch nicht wieder heraus – sie führen in den Abgrund. Wenn diese Türen sich öffnen und der Eintretende macht einen Schritt nach vorn, stürzt er in die Tiefe. Du dachtest, du gehst durch diese Tür und kannst einfach weiterlaufen, stattdessen fällst du. Und ich weiß nicht, wo du dann landest, wenn du fällst. So viele Türen - sind alle Türen gut für uns?

 

Vor vielen Türen befanden sich Menschenschlangen.

So fragten wir, was ihnen dort gegeben wird. Frag du dich das auch: „Wenn ich hier durch diese Tür gehe, was wird mir dort angeboten?“ Das ist eine wichtige Frage! Denn es könnte sein, dass du diese Frage nicht mehr stellen kannst, nicht mehr die Möglichkeit hast...weil du schon gefallen bist.

 

Der Herr sagt: „Ich habe so viele Türen erschaffen für euch. Doch müsst ihr nicht durch jede hindurch.“

Bevor du eintrittst schau erst einmal, was über der Tür steht oder sieh zumindest einmal durchs Fenster. Schau, was da angeboten wird für dich und was du brauchen kannst. Und frage dich, ob du in einem wachen oder in einem trunkenen Zustand heraus kommen wirst. Frag dich das!

 

Wir gingen heute an einer ‚offenen Tür‘ vorbei, über der Tür stand die Aufschrift Drinks. Die, die in der Schlange standen, warteten im noch wachen Zustand darauf, durch die Tür zu gehen - um später diesen Ort im trunkenen Zustand verlassen zu können...

So ist das in dieser Welt: Wenn du eintrittst, schau dir genau an, ob du etwas mitnehmen kannst, das für dich nützlich ist. Du bekommst etwas und hast einen Einkauf getätigt. Es verhält sich wie ein Tauschgeschäft. So dass du später sagen kannst „Ich habe einen guten Deal gemacht.“

 

Das World Trade Center – Welthandelszentrum - nicht umsonst ist es so benannt. Tatsächlich, im wahrsten Sinne des Wortes: Diese Welt ist ein Handelszentrum! Und als Logo für ihren Handel nehmen die Geschäftsleute die Weltkugel. Allah ist der Herr, der Big Boss. Er bringt uns auf diese Welt, damit wir einen guten Handel machen. Deshalb steht auf diesem Globus geschrieben: World Trade Center. Im türkischen gibt es einen Ausspruch: Schau nicht auf den, der das ausspricht, sondern auf den, der es aussprechen lässt.

Doch wer lässt denjenigen so aussprechen oder schreiben? Woher bekommt der Geschäftsmann diese Inspiration? Natürlich vom Herrn, der ihm sagen lässt: „Hier, betreibe deinen Handel als ein Welthandelszentrum und bezeichne es auch so.“

Der Ort deiner Erschaffung ist nicht diese Welt. Selbst wenn wir sagen, dass wir doch in der Gebärmutter erschaffen wurden: Sie ist nicht von dieser Welt, das ist die Wahrheit. Und auch deine Essenz, dein wahres Selbst, ist nicht von Hier. Wenn du nun denkst, dass dein Körper im Diesseits erschaffen wurde, denkst du falsch: Die Gebärmutter der Mutter und dass, was sich in ihr abspielt, gehören zu der anderen Welt.

 

Nun könnte man sagen: „Sheikh was erzählst du denn da.“ Ja ja, ich erzähle es euch, aber ihr versteht es ja nicht. Ich sage euch, der Embryo in der Gebärmutter kann essen, durch die Nabelschnur wird er ernährt. Aber scheidet er auch aus? Selbst ein Prophet, jeder Mensch auf dieser Welt muss es tun. Der Mensch macht sein Geschäft, spuckt aus und geht. Das ist die Welt. Wo scheidet der Embryo aus?

 

Das Kind in der Gebärmutter der Mutter ist noch nicht in dieser Welt. Deshalb sagen wir ja „Welcome, Happy Birthday“ usw. Warum? Du sagst: „Ich habe ein Kind in diese Welt hineingeboren.“ Doch wäre es noch im Bauch, würdest du nicht sagen „Ich habe ein Kind auf die Welt gebracht.“ Denn es ist ja auch noch nicht auf dieser Welt. Ist das richtig? Na, wer sagt’s denn. Das bedeutet, nicht einmal das physische Sein des Kindes wird in dieser Welt erschaffen. Dies ist ein Geheimnis, das sie uns jetzt öffnen. Ich höre mit.

Der Herr erschafft uns nicht in dieser, sondern in einer anderen Welt, einer anderen Ebene. Von dort schickt Er dich mit einer Aufgabe, einer Mission, ins Diesseits.

 

„Geh hinaus in diese Welt und arbeite für mich.“
„Wer bist du?“
„Ich bin dein Boss.“
„Ich kann dich aber nicht sehen.“

 

In großen Unternehmen siehst du den Chef ja auch nicht. Du siehst den Personalleiter und die anderen Angestellten, aber nicht den Big Boss. Da sagst du auch nicht „Diese Firma hat keinen Chef und existiert deshalb nicht.“ Das gibt’s doch nicht, dass man sagt, ich kann den Chef nicht sehen, also existiert er nicht. Nein, solche Leute gibt es nicht, die das in der Form behaupten. Zumindest sagen sie: „Es gibt einen Chef, aber ich habe ihn noch nie gesehen. Ich habe noch nicht die Ehre gehabt.“ Unbekannterweise bestätigen sie somit sein Sein und sagen die Wahrheit.

 

Wenn dir nun dieser Big Boss, den du noch nie gesehen hast, dein Arbeitgeber, eine Einladung ausspricht: Jubeln würdest du vor Freude: „Was für eine Ehre.“ Du wirst sogar versuchen, diesen Chef schon vorher zu Gesicht zu bekommen, um ihm aufzufallen. So dass er dich zu sich ruft und dich befördern möge. Du wirst fragen: „Wo ist denn der Chef?“ „Da drüben.“ Und du wirst hüpfen, hochspringen und winken, alles versuchen, dass er dich bemerkt, von dir Kenntnis nimmt.

 

Dein Herr ist der Big Boss, er sagt: „Weder habe ich dich auf der Erde noch für die Erde erschaffen. Doch nun geh dorthin und mach ein paar Erledigungen für mich. Ich will wissen, ob du gut arbeitest. Dann werde ich sehen, ob ich dich die Karriereleiter hinaufsteigen lasse.“

„Fall mir auf, arbeite für mich.“

 

Allah sagt im letzten Testament, im heiligen Koran: „Ich habe den Menschen erschaffen, damit er mir dient, für mich arbeitet, für mich da ist, in meinem Namen handelt.“

 

Das ist Deutsch: In meinem Namen ‚handelt‘. Wir leben in einer Handelswelt und du sollst handeln - in Seinem Namen, nicht in deinem Namen. Das ist ein Unterschied! Handel in Seinem Namen und du fällst auf! Wem? Dem Big Boss! Und Er schaut dich an, Er schaut dich sehr genau an, merkt sich dir. Wenn du in Seinem Namen gut handelst, rühmt Er sich mit dir bei Seinen Engeln: „Das ist mein Diener. Er leistet gute Arbeit in meinem Namen, er macht gute Geschäfte in meinem Namen, er handelt gut in meinem Namen.“ „Und die anderen?“, fragen die Engel.

 

Schmarotzer, Müßiggänger, Halbtote... sie sehen lebendig aus, sind aber schon lange tot. Wie sieht diese Welt aus? Besiedelt von lebendigen Menschen oder von Zombies? Die Heiligen geben die Antwort, sie schauen den Menschen in dieser Welt mit anderen Blicken an uns sagen: „Sheikh, wenn du einen Lebendigen gesehen hast, sag uns auch Bescheid, damit wir wissen, dass wir unter den Lebendigen weilen.“

 

Die Menschen sind zu Zombies geworden, weil sie die Verbindung zu ihrer Spiritualität verloren haben, zu ihrem wahren Dasein. Sie haben die Orientierung verloren - ein Zombie hat keine Orientierung.

Wer kann behaupten, dass ein Zombie Orientierung hat?
„Sheikh, wir haben noch keinen Zombie gesehen.“
„Dann geh auf die Straße. Frag den ersten, der vorbeikommt, ‚Hast du eine Orientierung?“‘

Die Menschen haben ihre Orientierung verloren:
„Sheikh, wir schweben.“
„Wo?“
„Na in der Leere.“

 

Das ist diese Welt. „Ich habe euch erschaffen und getrennt voneinander“, sagt Allah, „und in dieser Welt verteilt, damit ihr wieder zusammenkommt, euch kennenlernt und voneinander profitiert. Nimm das Gute, gib das Gute und lass vom Schlechten ab!“

„Sei in guter Gemeinschaft“, spricht Allah. Diese Empfehlung ist in allen heiligen Büchern zu finden: In der heiligen Tora, in der heiligen Bibel, im heiligen Koran: Sei in guter Gesellschaft!

 

Wieso kommen und gehen die Leute, klopfen an jede Tür? „Wonach suchst du?“ frage ich.

„Ich suche nach guter Gesellschaft. Wo finde ich sie?“

 

Das ist es! Auch wenn die meisten Menschen diese Antwort selbst nicht kennen und nicht wissen, wonach sie wirklich suchen: Das ist es, was sie suchen - Die gute Gesellschaft - nichts weiter. Was bedeutet es, in guter Gesellschaft zu sein? Du bist in Sicherheit. Du bist in guten Händen und du kannst gute Geschäfte machen, gut handeln. Gute Geschäfte kann man mit guten Menschen, in guten Gesellschaften machen.

 

Dann freut sich der Herr: „Das sind meine Diener, sie machen gute Geschäfte miteinander, sie tauschen sich aus in Sachen Gutes.“

Tauscht euch auch hier vor Ort im Guten aus, so dass ihr beim Gehen gute Geschäfte gemacht habt. Die Leute kommen und gehen, viele von ihnen wissen nicht, was sie mitgenommen haben.
Denkt ihr, der Sheikh sitzt hier und spielt nur und singt?

 

Niemand, der hierher kommt, wird mit leeren Händen herausgehen. Niemals schickt unser Großsheikh hier jemanden wieder weg, ohne dass er heimlich in seine Tasche einen Bonbon gesteckt hat.

 

Mögen wir gute Geschäfte machen in dieser Welt, so dass wir hiernach von unserem Boss gut empfangen werden. Möge der Herr Engel an die Pforte des Ausgangs dieser Welt aufstellen, möge Er uns eine Zeremonie bereiten und ausrufen: „Er kommt!“ oder „Sie kommt!“

Fragen dann die Engel: „Wer kommt denn?“ wird der Herr antworten: „Er oder sie kommt, mein Diener, meine Dienerin.“ Er wird nicht nur sagen „mein Diener“ sondern noch weitergehen: „Mein Stellvertreter wird kommen! Mein Stellvertreter, mit einer Autorität, mit einer himmlischen und einer göttlichen Vollmacht. Empfangt ihn, in Würde, in Pracht, in unendlicher Schönheit!“

 

Wie wurdest du bei deiner Geburt empfangen? „Keine Ahnung, Sheikh, ich habe geschlafen. Oder ich habe geweint, weil ich die andere Welt, die Unendlichkeit, für eine vergängliche, für diese Welt verlassen musste.“ Selbst wenn zweihundert Leute in dieser Welt auf dich gewartet haben, du das Kind eines Prinzen bist und man dich wirklich gut empfangen hat: Dennoch hattest du hast keine Ahnung...

Wie ist es, wenn du diese Welt verlässt?

 

Du wirst diese Welt nicht als Schlafender verlassen, sondern wach. Dann wirst du sehen, was dich dort erwartet und wie du empfangen wirst! Lass dich umarmen von deinem Chef, so dass er dich loben und sagen mag: „Du hast mich gelobt in dieser Welt, jetzt lobe ich dich in meiner Welt. Sei gelobt, oh mein Diener, sei gelobt.“

So viel reicht. Seid gelobt und gesegnet!

 

Es ist heute so vieles passiert, diese Ansprache ist genug für die, die verstanden und aufgenommen haben. Wenn nicht: Nächste Woche sind wir auch wieder hier.

 

Selam aleykum.