Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Das Herz des Hundes

Bismillahirrahmanirrahim


Das Herz des Hundes

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 01.02.2013

 

Möge der Herr uns dazu befähigen, dass wir hier mitnehmen können, was wir brauchen und dessen wir bedürfen.

Wenn der Schüler, der Anwärter, zum Sheikh kommt, möge er bereit sein! Wenn er bereit ist, kann es sein, dass er in einem Augenblick alles bekommt.


Bereit sein heißt: mit offenem Herzen zu kommen.

Wenn der Schüler kommt und bereit ist bis zum letzten Cent alles zu geben, dann nimmt er bis zum letzten Cent auch alles mit, was er bekommen kann.


Wenn er gibt, und bereit ist zu geben, dann bekommt er auch.

Mit einem Mal alles zu bekommen heißt demzufolge auch, bereit zu sein, alles zu geben. Er müsste danach nicht mehr kommen, außer wegen der Herzensverbindung und der Liebe zum Sheikh, denn, wenn man liebt, will man denjenigen immer sehen.

Wenn der Schüler also kommt und fragt: Was hast Du anzubieten, Sheikh, was hast Du auf Deiner Ladentheke? Dann antwortet der Sheikh: Alles, und wenn Du bereit bist alles zu geben, dann kannst Du auch alles von mir bekommen.

 

Der Sheikh bietet dir alles auf der Ladentheke an, aber in Wahrheit bietet er dir deine eigene Theke an, er breitet alles vor dir aus, was für dich bestimmt ist. Er weiß, was du in deiner Tasche hast und dementsprechend bietet er dir an. Auf der Theke ist alles, was du nehmen kannst. Wenn du bereit bist, kannst das Cent für Cent nehmen oder alles auf einmal, es liegt für dich bereit.

 

Die meisten haben nichts in der Tasche, oder Skorpione, deshalb wollen sie nichts herausholen, geben nur ganz wenig und bekommen dementsprechend. Sie müssen vorsichtig sein mit den Skorpionen in der Tasche und durch diese Vorsicht können sie nichts herausholen, der Skorpion könnte sie stechen.

 

Es gibt doch auf den Jahrmärkten solche Spielgeräte, wo in einem Behälter aus Glas Dinge sind und man kann mit einem Greifarm von aussen versuchen, eines der Dinge zu erwischen.

 

Der Sheikh gibt immer entsprechend der Nachfrage und es ist nicht der Sheikh, der die Dinge erschwert, es ist der Schüler. Es hängt von dem ab, der verlangt und von dem, was er selber bereit ist zu geben.

 

Und das hat nichts damit zu tun, was du mit Worten bereit bist zu geben, es geht um das Herz. Das Herz ist noch nicht so weit. Weil es noch nicht soweit ist, lässt es sich vom Ego und der Angst einflüstern. Es ist offen für das Ego. Wenn du das Herz für das Ego verschließt, dann ist es soweit.

 

Was bedeutet das? Mit Worten willst du alles geben, aber wo ist der Beweis? Manche sagen, oh Sheikh, ich habe der Welt den Rücken gekehrt, den Fernseher hinaus geworfen.


Das ist eigentlich nichts, vielleicht ein guter Anfang.
Und, ich bin Vegetarier geworden, ich habe dem Fleisch den Rücken gekehrt.
Auch gut, das ist nicht einfach für jeden. Aber, isst Du noch?


Ja, Pflanzen. Was soll ich denn sonst essen und trinken, wenn ich damit aufhöre?
Manche kommen hierher und sagen, sie ernähren sich von Licht, sie sind Lichtesser. Auch das ist zuviel des Guten, was ist Dein letzter Schritt? Sag einfach, ich esse nichts, ich ernähre mich von nichts. Du musst das Körperliche, das Materielle überwinden, solange Du das nicht tust ist alles eine gute Absicht und sonst nichts. Schaffst Du das, ohne das alles Deinen Körper am Laufen zu halten?

Man hat mir ein Bild gezeigt von einem Mann, der seit Jahren dasteht und seinen Arm in die Luft hält und der fällt nicht mehr herunter.
Heilig, nach unserem Wissen und Verständnis, auf unserem Weg, sind diejenigen, die selbst unter der Erde noch lebendig sind, sie bleiben frisch und vertrocknen und verwesen nicht.


Wenn ein Heiliger spricht, dann muss er eine Eigenschaft haben, die kein anderes Wesen hat, nämlich die, im Stillstand nicht zu vergehen.

Die Stufe, wo ein Arm jahrelang in der Luft stehen bleibt, das können die Bäume auch, das ist die Holzstufe. Es gibt Steine, die sich tausende von Jahren nicht bewegen auf der Holzstufe die Bäume sind trotzdem lebendig und ihre Blätter sind grün. Der, der den Arm in die Luft hält, hat nichts zu geben, er ist tot.

 

Die Eigenschaft eines Heiligen muss so sein, wie es in dem Hadith ausgesagt wird: Sagt nicht über sie, sie wären tot. Auch wenn ihr Körper tot erscheint, so sind sie doch lebendig.


Wer immer mit ihnen ist, er kann auch nicht sterben.
Die Menschen suchen nach dem Elixier des Lebens. Du findest das bei den Heiligen, sie sind das Lebenselixier, wenn du bei ihnen bist.

Alexander der Große, der Prophet hat die Quelle des Lebens gesucht und am Ende seines Lebens hat er diese Quelle gefunden.

Frag nach einem Heiligen und klopf an seine Tür und diese Eigenschaft, die Lebendigkeit für alle Zeiten, wird da sein.
Was hat die Heiligen lebendig gemacht? Das Wort ihres Herrn, das Leben in dem Wort ihres Herrn, das ist die Quelle allen Lebens.
Solange Du also das Wort der Heiligen hörst bist Du lebendig.

 

Was musst Du tun, um das Wort zu erhalten und einzuhalten? Das ist das Schwierigste. Um SEIN Wort einzuhalten, musst Du dein Wort fallen lassen. Viele sagen, ich bin bereit alles zu geben, aber: Du kannst nur ein Wort einhalten, deins oder SEINS. Denn dein Ego sagt: Sitz und der Herr sagt: Lauf. Du kannst aber nicht gleichzeitig sitzen und laufen. Um zu wissen, was Du tun sollst, schau auf den Hund. Sagt der Herr: Sitz! oder Platz! Was tut er? Er ist ein Tier ohne Verstand, aber er hat Gehorsam, er gehorcht. Obwohl der Mensch in Menschensprache zum Hund spricht und der Hund die nicht versteht, gehorcht er dennoch. Er macht trotzdem Sitz. Er versteht über die Schläge des Herzens, über den Herzschlag. Denn das Herz des Hundes schlägt für das Herz seines Herrn und nicht für seine eigenen Wünsche.

Die Menschen, die einen Verstand haben und mehr Intelligenz als ein Hund, sollten erstmal versuchen die Stufe des Hundes zu erreichen.

Ergebenheit. Das Herz muss aufhören für dich selber zu schlagen. Solange es das tut ist dein Leben kurz. Solange unser Herz für uns selber schlägt ist unser Leben befristet. Es muss anfangen, einmal am Tag für den Herrn zu schlagen. Am besten fängst du in der Nacht an, da hast Du Ruhe und kannst deinen Herrn rufen, Allah.

 

Vielleicht erreichst Du die Stufe wie die Heiligen, das Herz schlägt 24.000 Mal am Tag und so oft rufst du deinen Herrn und wenn Du dann stirbst eines Tages bist Du nicht tot, Du machst nur die Augen zu. Wenn Du Dich jetzt schlafen legst, ist deine Verbindung mit der Welt weg. Wenn die Heiligen unter die Erde gehen, sind sie in einem Schlaf und gleichzeitig volle Bewusstsein.

 

Deshalb ihr Menschen. Soviel, wie ihr gebt, bekommt ihr. Wenn ihr bereit seit, alles zu geben, ist die Bereitschaft des Sheikhs da, alles zu geben. Das, was Du geben musst ist etwas schwieriger, als den Fernseher raus zu werfen.

 

Du musst dein eigenes Wort fallen lassen und wenn Du vollkommen dein eigenes Wort fallen gelassen hast, dann hast Du alles bekommen. SEIN Wort musst Du fangen, bevor es den Boden erreicht. Wenn es für Dich bestimmt ist, dann musst Du es halten und nicht auf den Boden fallen lassen. Wenn dein eigenes Wort auf den Boden fällt, dann wird nichts passieren.

Du musst abwägen. Das Wort deines Sheikhs, oder dein eigenes Wort.

Und das Wort, das mehr wiegt, das nimm, das andere lass fallen.

 

Wie weißt du was wertvoller ist? Das von dir selbst ist keinen Cent wert. Alles, was von oben kommt, Licht, Wasser, ist wertvoll, sonst gäbe es unten keine Lebendigkeit. Du trinkst dein Wasser aus dem Brunnen, es kommt von den Bergen? Es kommt vom Himmel herunter geregnet.

 

Diese Welt ist ein Müllhalde, das Weltliche ist wertlos, es hat keinen Funken Wert.

Als Adam im Paradies den Apfel aß, aß er die Frucht eines Baumes, dessen Wurzeln bis ins Irdische reichten und nach dem Genuss des Apfels spürte er einen Schmerz, er musste etwas loswerden, sich entleeren und er fand nirgendwo im Paradies den Ort dafür. Denn der Herr sagte zu Adam: Hier kannst Du das nicht tun, dein Geschäft musst Du auf der Erde erledigen, gehe hinunter in die Welt, da kannst du tun, was Du willst.

 

Und er sagte zu dem Engel Gabriel: Adam kennt den Weg nicht, nimm ihn an der Hand und bring ihn hinunter und geh mit ihm Gassi.

Das war das erste Mal Gassi gehen.

 

Das Wort des Himmels gefällt dem Ego nicht, es stößt unsere Bequemlichkeiten, Wünsche und Vorstellungen vor den Kopf.

Wenn unser Wort bei euch Gehör findet, dann ist uns bewusst, wem wir es zu verdanken haben und wenn wir das vergessen, dann werden wir auch vergessen und alles löst sich auf. Und wenn wir unser Wort halten, dann wird auch unser Wort gehalten und hat Ansehen.