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Die Göttliche Klinik

Bismillahirrahmanirrahim


Die Göttliche Klinik

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 08.02.2013

 

Möge der Herr uns ein leichtes Leben geben. Bete darum: Oh Herr, gib mir ein leichtes Leben! Betet um Heilung, denn wir sind ständig krank, nicht unbedingt nur körperlich, dahinter liegt eine tiefer liegende Krankheit. Wir sind hier in dieser Welt um Heilung zu finden. Hier in dieser Welt ist die göttliche Heilstätte, die göttliche Klinik. Wer in dieser Welt die Erlaubnis nicht gibt, geheilt zu werden kommt krank in diese Welt hinein und verlässt sie als Verrückter.

 

An dem Ort, wo wir herkommen gibt es keine Klinik und kein Krankenhaus. Der Grund dafür ist, dass es dort keine Krankheit gibt. Zu dem Zeitpunkt, wo wir aus der Pforte unserer Heimstätte herausgegangen sind, haben wir uns angesteckt.

 

Ausserhalb der Pforte des Paradieses ist Unreinheit und daher Krankheit und die ist ansteckend. Das Paradies ist ein Ort der Reinheit, an dem Krankheit nicht existiert und ausserhalb der reinen Stätte wird man von Unreinheit berührt und das macht krank. Denn das Leben, das der Herr erschaffen hat, besteht aus Gegensätzen. Reinheit und Unreinheit, Gesundheit und Krankheit, Erleichterung und Erschwernis, Unglück und Freude. Alles ist mit seinem Gegensatz erschaffen und wenn es dort rein ist, dann gibt es hier Unreinheit. Das Paradies ist der Ort der Ewigkeit und dem gegenüber steht das Leben, in das wir hineingeboren werden, das Leben in der Begrenztheit und Begrenztheit steht der Ewigkeit gegenüber.

 

Das Paradies ist der Ort, wo du dein Leben erweiterst, deine Lebenszeit wird länger, bis in die Ewigkeit. Besser, weiter, höher gilt dort. Hier ist das Gegenteil der Fall. Je länger du lebst, desto kürzer wird dein Leben. Das muss so sein, du hast das Paradies verlassen und bist an den Ort des Gegensatzes zum Paradies gekommen. Sonderbar und seltsam sind diese Angelegenheiten.

Mit jedem Tag erweitert sich deine Lebenszeit hier nicht, sondern wird weniger. Hiernach wird es so sein, dass mit jedem Augenblick deines Lebens dort die Seiten deines Lebens immer mehr werden. Hier immer weniger, dort immer mehr. Hier gehst du dem Ende entgegen, dort erweitert sich die Geschichte.

 

Wie geht das, dass das Buch hier immer kürzer wird und dort immer länger?

Die Frage ist, warum werden dort die Seiten des Buches immer mehr und was steht auf diesen Seiten?

Der Stift, der deine Lebensgeschichte schreibt, setzt dort nirgends einen Punkt, sondern immer nur ein „und“ und niemals einen Punkt. Niemand mag es, wenn jemand ohne Punkt und Komma redet und wenn man dann die Schnauze voll hat, sagt man: Komm auf den Punkt, hör auf mit und!

 

Das ist das Gesetz des Irdischen, hier muss man einen Punkt machen und wenn man keinen Punkt gesetzt bekäme, käme man nicht an seinen Heimatort zurück.

 

Warum leiden und trauern die Menschen?

Die Menschen wollen hier in dieser Welt keinen Punkt setzen, sie glauben, das Leben ist ewig und dann sind sie enttäuscht, wenn ein anderer den Punkt setzt.

 

Der Verstand explodiert, wenn man hier ein Buch ohne Punkt schreiben will, ein unsterbliches Buch. Wenn du unendlich bist, kannst du ein unendliches Buch schreiben.

 

Die Tafel des Schicksals der Schöpfung existiert von Anfang an, man nennt sie auch die wohlbewahrte Tafel. Sie hat zwei Seiten. Die eine ist der Schöpfung zugewandt, die zweite ist dem Herrn zugewandt. Man nennt sie auch die Smaragdtafel.

Ein Umschlag, ein Bucheinband schützt das Buch, bewahrt es wohl auf.

 

Du nimmst das abgeschlossene Buch. Die Seite, die der Schöpfung zugewandt ist, ist der Deckel, der Buchrücken, die andere Seite, dem Herrn zugewandt hat keinen Buchrücken, sondern nur Seiten, die sind unendlich. Der Stift des Schicksals schreibt die Lebensgeschichte. Die Seiten des Buches, die der Schöpfung zugewandt sind, wurden schon geschrieben. Auf der anderen Seite aber schreibt der Stift ewig und endlos. Die Seite des Buches in Richtung des Endlichen ist abgeschlossen, vorherbestimmt und besiegelt, das muss er nicht schreiben, das ist schon geschrieben. Für das Irdische muss der Stift nicht schreiben.

 

Mit dem Eintritt in die Welt bekommt jeder sein Drehbuch in die Hand, das ist unsere Lebensgeschichte und diese Lebensgeschichte nennt man Schicksal. Aber wenn wir diese Welt verlassen, wenn wir zurück gehen ins Paradies wird uns ein anderes Buch gegeben werden. Das Schicksal ist ein abgeschlossenes Buch und dort, im Paradies gibt es kein Schicksal. Dort gibt es Leben pur, Freude.

Deshalb spricht der Herr im heiligen Koran von einem Leben jenseits unserer Vorstellung. Denn die Eigenschaft des Buches dort ist, dass es keinen Punkt hat. Hier ist es ein Buch, das mit Siegeln eingegrenzt ist, mit einem Punkt begrenzt. Ohne Punkt ist der Mensch im Paradies, in der Welt der Ewigkeit, da gibt es keine Geschichte.

 

Dort ist das Erleben in jedem Augenblick immer neu. Stell Dir das so vor, du isst dort eine Frucht von einem Baum, du willst sie schmecken und in dem gleichen Augenblick, wo du das tust, ist sie schon wieder am Baum. Es wird weder weniger, noch mehr, denn das Paradies ist ein Ort der Vollkommenheit, deshalb kann dort nichts weniger oder mehr werden, sondern alles nur genau richtig sein.

Subhanallah!

 

Der Grund ist folgender, gibt der Großsheikh gerade als Antwort. Im Paradies gibt es vier Flüsse, die aus den vier Lebensquellen entsprungen sind. Der eine Fluß besteht aus Honig, der andere aus Milch, in einem fliesst Wasser und dem anderen Wein, nicht der alkoholische Wein, der berauscht, eine andere Art von Wein. Die Quellen, aus denen die Flüsse entspringen, führen an eine Pforte.

Als der Prophet SAV in seiner Nachtreise an diese Pforte kam, fragte er den Erzengel Gabriel: "Woher kommen diese Quellen und wie kann ich durch diese Pforte gelangen?"

 

"Du hast den Schlüssel für die Pforte", antwortete der Erzengel Gabriel.
"Sag die Worte: Bimillahirrahmanirrahim!"

 

Dann öffnete sich die Pforte und der Prophet sah, dass alle Flüsse aus diesem Namen entspringen, aus dem Wort Bismillahirrahmanirrahim. In diesem Wort ist das ewige Leben enthalten.

Das Paradies ist nur eine Vorstellung, eine himmlische Vorstellung.

 

Die Wahrheit ist nur in der göttlichen Gegenwart zu finden. Deswegen sagte die heilige Rabia, dass sie weder die Hölle fürchtet, noch nach dem Paradies trachtet, sondern nur zu IHM gelangen möchte. Und so denken alle Propheten.

Was wir verlangen bist DU und was wir fürchten bist DU.

 

Wenn Du wirklich sagen könntest, ich verlange nicht nach dem Paradies, dann würdest du in dieser Welt nicht klagen und jammern. Wenn du sagst, ich will kein Paradies, warum bist du dann unglücklich? Nur der, der sich nie beschwert, der sagt die Wahrheit. Wer wirklich zufrieden ist, ist zufrieden, wenn sein Herr mit ihm zufrieden ist.

 

Nur auf der Stufe der Zufriedenheit verlangt man nicht nach Hölle und Paradies. Im Paradies wird der Herr sagen : Selam! Frieden! Und das ist die Sprache des Volkes des Paradieses. Selam! Nur der Mensch kann die Stufe der Zufriedenheit erreichen.

Frage: Kann man durch die Kraft der Gedanken das Schicksal beeinflussen?

Antwort: Die Leute denken nicht falsch, sie denken, dass sie richtig denken.

 

Wenn sie davon ausgehen, dass sie richtig denken, dann können sie das nicht sehen, sie sind sich darüber nicht bewusst. Deshalb ist das erste, was du lernen musst das Wissen über richtig und falsch.

 

Das Paradies ist die Welt der Vorstellungen, die Wahrheit wirst du dort nicht finden.

Dort werden deine Vorstellungen erfüllt, das bedeutet, ohne Grenze er-füllt, ER füllt. Die Welt hier ist ein Schauspiel der Vorstellungen, die endlich sind.

 

Hiernach sind die Vorstellungen unendlich, endlos, dort fällt der Vorhang nicht. Dort gibt es unendliche Vorstellungen, aber immer noch nicht die Wahrheit.

 

Das Buch, das man hier zu leben hat ist vorherbestimmt und niedergeschrieben, darauf hat man keinen Einfluss.

Dort, in der Ewigkeit, wirst du ein Leben nach Deiner Vorstellung führen, hier nach SEINER. Dort kannst du ein Leben nach deiner Vorstellung und Vorstellungskraft führen, hier sind deine Möglichkeiten begrenzt.

 

Und im Paradies wird der Herr dir deine Vorstellungskraft immer mehr erweitern, er wird dein Herz erweitern und darüber deine Vorstellungskraft. Unendlich wird er die Kraft erweitern und dich endlos inspirieren.

 

Du bist dort Buch und Stift, Gedanke und Wort zugleich. Du bist derjenige, der sich vorstellt und erlebt zugleich. Hier schreibt ER, begrenzt und endlich, dort du selber und unendlich.

 

Deshalb, ob happy oder hippie -end, ob Glück oder Unglück, das Leben hier ist endlich.