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Komm zum Punkt

Bismillahirrahmanirrahim


Komm zum Punkt

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 08.02.2013

 

Beginnen wir mit Bismillah, im Namen des Herrn, damit unser Leben leichter, freudiger, harmonischer und zufriedener wird.

Das Erste, was der Herr in der Vorewigkeit erschuf - noch bevor die gesamte Schöpfung in die Existenz kam - war der Stift. Denn ohne Zweifel: Für eine Geschichte braucht man einen Stift, sie muss ja niedergeschrieben werden.

 

So sprach der Herr zum Stift und befahl: „Schreib!“ Der Stift fragte: „Was soll ich schreiben?“ „Beginne mit Bismillahirrahmanirrahim, im Namen des Herrn, des Barmherzigen, des Allerbarmenden.“ Denn wenn du nicht mit Bismillah - Im Namen des Schöpfers - beginnst, gibt es auch keine Geschichte - ohne den Namen des Herrn, ohne Ihn beim Namen zu nennen, kann keine Geschichte beginnen, weder Seine noch deine.

 

Der Herr fuhr fort: „Oh Stift, wisse, ich erschaffe nichts, was keinen Sinn beinhaltet. Alles, was ich in die Existenz bringe, alles, was ich erschaffe, hat auch eine Aufgabe. Deine Aufgabe ist es zu schreiben. Aber nichts von meinem Erschaffenen kann seine Aufgabe beginnen und erfüllen, ohne Bismillahirrahmanirrahim zu sagen. Also wird das Erste, was du schreibst, genau das sein: Bismillahirrahmanirrahim!“ Um diese Lobpreisung des Herrn das erste Mal niederzuschreiben, benötigte der Stift 700 himmlische Jahre! Ein himmlischer Tag entspricht 1000 Erdenjahre...

 

Heutzutage verschluckt der Mensch die Buchstaben, so dass er Bismillahirrahmanirrahim nicht einmal richtig ausspricht, sondern nur in sich hinein nuschelt - so faul, so träge ist der Mensch geworden. Er wird sogar immer fauler, nennt den Herrn nicht einmal mehr beim Namen; die Lobpreisung kommt ihm nicht mehr über die Lippen. In so einer Zeit leben wir!

Beginnt also nichts, ohne Bismillah zu sagen. Willst du ein erfolgreiches, zufriedenes, schönes Dasein, einen schönen Tag haben: Dann solltest du ihn zuerst mit Bismillahirrahmanirrahim beginnen.

 

Zweifellos hat jeder Mensch seine eigene Geschichte, die du Moment für Moment erlebst. Du kannst sie dir selbst schreiben. Jeder Augenblick, jeder Atemzug kommt mit einer neuen Geschichte. So sag „Allah“ und mit jedem Atemzug Bismillahirrahmanirrahim, so oft du kannst. Auf dass der Herr dir ermöglicht, jede deiner neuen Geschichten selbst zu bestimmen und zu beherrschen – somit für dich eine schöne Geschichte herauskommt.

 

Unterschätze die Kraft von Bismillahirrahmanirrahim nicht. Darum beginnen wir alles, vor allem hier vor Ort, in Seinem Namen - indem wir Seinen Namen nennen.

 

Wir sagen Bismillahirrahmanirrahim und wünschen, dass wir aus den Herzen der Heiligen und mit ihren Zungen sprechen und nicht aus unseren Herzen, aus uns selbst heraus. Die großen Heiligen sollen sprechen und wir sollen alle gemeinsam zuhören. Dies ist ohne Zweifel eine Zusammenkunft, wo nur einer spricht und Tausende, Millionen, Milliarden von Menschen zuhören.

 

Manchmal ist es so, dass die Nummer Eins dieses Landes live im Fernsehen spricht. Dann heißt es: Millionen, Milliarden Menschen haben zugehört. Sie sagen: „Obama hat gesprochen, letztens, live.“ Und wir fragen: „Wie viele haben denn zugehört?“ „Circa 2 Milliarden Menschen, die Hälfte der Menschheit auf Erden hat zugehört.“ Statistisch gesehen ist es demnach möglich, dass Milliarden zuhören können, wenn nur einer spricht.

 

Obama ist ein Mensch wie du und ich. Ein Jemand, der nicht vom Himmel, sondern aus seinem Bauch heraus spricht. Was glaubst du, wie viele Menschen, wie viele Wesen denen zuhören, die vom Himmel aus sprechen?

 

Es war einmal eine heilige Dame, Rabia Sultan. Zu ihrer Zeit gab es einen ‚großen‘ Sheikh, der ein brillanter Redner war. Wann immer sie Zeit fand, ging sie zu seinen Sohbets. Als er sie dort sah, gab es eine Veränderung: Hatte er seinen Zuhörern bisher Toast als Sohbet angeboten, begann er nun Steaks zu reichen.

 

„Sheikh Hassan Basri gab so schöne Sohbets“, sagten die Menschen, „es war so faszinierend, so sehr sind wir auf den Geschmack gekommen. Das war eine ganz besondere Sohbet.“ Ihnen fiel das immer sofort auf. Doch wenn diese besondere Dame, Rabia Sultan, wie sie zu nennen gepflegt wird, nicht anwesend war, dann hielt er ganz einfache, trockene Sohbets. Zumindest kam es den Zuhörern so vor.

Also fragten die Menschen ihren Meister: „Oh Sheikh, sprich, letztens war deine Sohbet so köstlich, so schön, hat so viele Geheimnisse und Weisheiten offenbart und uns in Himmelssphären hochgehoben; doch heute war sie so trocken, sehr mager. Wieso?“ Hassan Basri antwortete seinen Schülern: „Ich stelle euch das bildlich dar: Der Tank eines Mopeds mit 2 Rädern hat ein Fassungsvermögen von ungefähr einem Kanister Benzin. Ein Lastwagen mit 26 Rädern besitzt natürlich einen größeren Tank, denn er benötigt mehr Treibstoff.

Ist nun diese besondere Persönlichkeit zugegen, bin ich in meinem Herzen so sehr erfüllt: Endlich ist jemand anwesend, der wahrhaftig aus der Sohbet schöpft, der wahrhaftig Treibstoff tanken kann. Und ich öffne und öffne und öffne...alle Himmelspforten möchte ich öffnen - und geben. Denn ich weiß: Sie hat Zähne, wo ihr keine habt. Das bedeutet: Euch kann ich nur Suppe anbieten – ihr aber einen ganzen Bullen als Steak servieren.

 

Es ist nun einmal auch in der Sohbet so, dass das Angebot von der Nachfrage bestimmt wird. Hat der Zuhörer eine große Aufnahmekapazität, ist aufmerksam und aufgeschlossen, wird auch die Kapazität des Sprechers erhöht.

So verhält es sich eben auch an der Tankstelle: Ein Gefährt mit 2 Litern kann nur 2 Liter fassen, während ein 50-Liter-Tank entsprechend mehr aufnehmen kann. Alles, was darüber hinaus geht, wird wieder herausgespuckt.

 

Daher sagen wir: „Wenn ihr zu einer Sohbet geht, dann kommt hungrig, kommt interessiert und aufgeschlossen, mit einem großen Fassungsvermögen. Öffnet all eure Poren, um alles Mögliche in euch hineinzusaugen, aufzunehmen.

Tritts du ein in diesen ‚Raum’, dann lass deinen Blick nicht auf alles umherschweifen. Achte nicht auf die Tapete, auf die Bilder an der Wand. Bleib mit deiner Aufmerksamkeit beim Sprecher! Dort findest du Wahrheit, Wahrhaftigkeit. Lass dich nicht ablenken! Im Film blickt man hauptsächlich auf den Hauptdarsteller, nicht auf die Nebendarsteller...

 

Lass dein Herz nicht abgelenkt sein von unwichtigen Dingen. Deine Konzentration auf den Sprecher verstärkt auch seine Verbindung zum Himmel. Wenn du abgelenkt bist und ihm nicht die Aufmerksamkeit schenkst, die von Nöten ist, dann geben sie auch nichts von oben und die Verbindung ist gekappt.

 

Steht in einer Sohbet mit 100 Leuten auch nur eine Person auf oder schaut sich mal nach rechts und links um, so ist das schon ein Störfaktor, eine Art Parasit im Bild. Der Funk, die himmlische Verbindung, wird gestört und es gibt ein Rauschen.

„Es gibt kein Bild mehr, Sheikh.“


Ja, dann setz dich sofort wieder hin, damit ein Bild kommt.
„Es gibt keinen Ton!“
Ja, weil es hier zu laut ist!

 

Wir sprechen in diesem Moment über den Anstand, wie man sich während einer Sohbet, einer Zusammenkunft wie dieser, zu verhalten hat.

Der Tag besteht aus 24 Stunden. Du hast also genug Zeit, dich umzuschauen, dich ablenken zu lassen, dich zu kratzen oder sonstiges zu tun. Aber während dieser einen Stunde in solch einer Zusammenkunft solltest du all deine Aufmerksamkeit, all deine Sinne, nur dem Sprecher widmen. Erledige vorher all dein Geschäfte - geh pipi machen oder was auch immer. Aber dann: „Gib Ruhe!“

Es ist überliefert: Wir kommen von Allah, dem Schöpfer, zu Ihm kehren wir wieder zurück. Daher ist das Dasein auf Erden, das Leben, nur die Reise zurück zu Ihm.

 

Zweifelsohne ist der Mensch himmlischen Ursprungs. Der Herr hat den Menschen auf die Reise ins irdische Dasein geschickt. Du musst diesen Weg gehen, denn ohne dieses Leben auf dieser Welt zu durchreisen kannst du nicht wieder zu Ihm zurückfinden.

Es ist die Aufgabe eines Sheiks, so wie der Herr es ihm auferlegt hat, den Menschen auf diesem Weg eine Hilfestellung zu sein. Er ist der Wegführer, der Wegweiser, sozusagen ein Schild mit der Aufschrift: „Hier geht es wieder zurück zu deinem Herrn, zu deinem Schöpfer“. Deswegen solltest du dir einen Sheikh als Führer nehmen und ihm folgen. So kommst du am schnellsten wieder zurück zu Ihm.

„Dieser Weg ist nicht einfach“, sagt Allah, „er ist ein Minenfeld und voller Gefahren, Scherben, Neid, Problemen und Wirr-Warr. „Oh meine Diener, ich sende euch meine Gesandten des Himmels, damit sie euch das Leben auf Erden und den Weg zu mir leicht machen; euch die richtige Richtung vorgeben und zeigen, wie man diesen Weg beschreitet.“

 

As-Sirāt al-Mustaqīm – Das ist ein Gebet: „Oh Herr, leite uns recht und gib uns die richtige Richtung, so dass wir schnell wieder zu dir finden.“

 

Der Sheikh hat die Aufgabe, dir diese Richtung zu zeigen, mit Hinweisen, wie du zu gehen hast und wie die Strapazen deines Weges leichter werden. Er zeigt dir, wie du Schwierigkeiten auf diesem Weg umgehen kannst. Bist du mit einem Auto auf einer Straße mit vielen Löchern und Unebenheiten unterwegs, kannst du nicht einfach drauf los fahren. Du würdest deinem Wagen und dir selbst schaden. Kein Rad würde mehr am Auto bleiben, kein Auspuff, nichts. Du würdest es schrotten...

 

Weder kennst du den Weg noch die mit ihm verbundenen Strapazen und Schwierigkeiten. Auf solch einer Straße ist natürlich eine Hilfestellung sehr willkommen; eine Stimme, die genau weiß, wo welche Fallen und Löcher sind. Jemand, der dir die Hindernisse aufzeigt und dir hilft, sie zu umgehen. Der dich anweist: Jetzt musst du hier lang fahren, nach rechts, jetzt links, geradeaus, langsam, nun kannst du schneller fahren. So geführt kommst du erstens heil und zweitens auch schneller dort an, wo du hin willst.

 

Wir empfehlen erneut: Sag Bismillahirrahmanirrahim - damit wir uns unser Leben so gestalten können, dass es uns leicht fällt.

Es ist nun einmal so, dass es nicht in deiner Hand, in deiner Macht liegt, etwas vereinfachen zu können, leichter werden zu lassen oder schwieriger zu gestalten. Doch du nennst deine Absicht und gibst damit ein Signal ab; somit bist du der Sender. Du entscheidest, wie du es gern hättest. Erhält dein Ego ein entsprechendes Zeichen von dir, bestimmt es deinen Weg – mit deiner Erlaubnis. Es wird dir dein Leben beschwerlicher machen; denn das Ego macht nichts leichter. Wenn du deine Absicht aber an die spirituellen Zentren, an die himmlischen Pforten sendest, nach oben bittest, dann wird es zweifelsfrei so sein, dass dir Leichtigkeit zur Hilfe kommt.

Allah, unser Schöpfer, der Herr, der uns erschaffen hat, in Barmherzigkeit und Liebe: Er sagt uns doch alles, Er gibt uns Informationen, was uns hier auf Erden erwartet und wie wir uns zu verhalten haben. Warum hörst du nicht auf ihn?

 

„Warum hört ihr nicht, warum macht ihr euch keine Gedanken über unsere Worte?“, fragt der Herr in seinem heiligen Buch.

„Geben wir dir eine falsche Empfehlung? Wollen wir denn, dass dein Leben zur Dunkelheit wird, zu einer Folter, einem leidvollen Leben – zu einem Gefängnis, einem Kerker? Nein! Du entscheidest, ob sich dein Weg, den du gehen wirst und musst, schwierig oder leicht gestaltet. Ich gebe dir die Empfehlung und Information, wer und was dir dein Leben schwer machen wird und wer es erleichtert.“

Der Herr spricht: „Gib acht und pass auf, vor allem auf dein Ego und auf seinen Partner, den Teufel. Denn sie sind da, um in deinem Leben Fallen aufzustellen und dir Schaden zuzufügen.“

 

Sie wissen genau, wie sie dich dazu verführen können, alles Schwere auf dich zu ziehen.

Sie versprechen dir nur das Schönste und Beste und flüstern dir nur Dinge zu, die dir gefallen. Wie verführen sie die Menschen? Indem sie sagen: „Du brauchst überhaupt keine Disziplin. Du kannst trinken und essen, so viel du willst. Du musst nicht auf dein Gewicht achten, denn du siehst immer schön aus, so, wie du bist.

 

Sie bringen dir einen Spiegel, stellen ihn dir gegenüber. Je mehr du isst und trinkst und damit auch nicht aufhörst, umso dicker und dicker und dicker du auch wirst, das Spiegelbild des Spiegels sieht immer aus wie das eines Top-Modells. Der Schein, dieses Trugbild, lässt dich sogar sagen: „Ich werde immer hübscher und jünger und ich sehe top-fit aus.“

 

So warnt der Herr: „Fall nicht auf dieses Trugbild hinein. Das ist nur Schein, nur eine Ablenkung, eine List. Das sind dein Ego und der Teufel in dir. Sie sind deine Weg-Abschneider und Weg-Erschwerer und machen dir das Leben zur Hölle. Was erwartest du von Satan? Kommt er doch vom Feuer! Was hat er dir zu bieten? Feuer! Nichts weiter, als dein Leben zu Feuer werden zu lassen...und dass du dich verbrennst.

Allah empfiehlt dir, dich vom Feuer zu distanzieren, zu entfernen. Es sieht zwar schön aus und ist so warm, doch das täuscht: Es verbrennt dich! Wenn du da hinein fällst, bist du nicht mehr. Es wird schmerzen. „Es tut weh“, wirst du sagen. Na dann entferne dich, damit es nicht weh tut!

 

Ich habe euch Feuerlöscher, Feuerwehrleute zur Verfügung gestellt, Weg-Erleichterer - das sind meine Gesandten, meine Propheten, meine Heiligen. Sie sollen euch das Leben leicht und euren Weg sicher machen. Warum kehrt ihr ihnen den Rücken zu? Sie verlangen von euch nichts, sie wollen nicht einmal Geld dafür.

 

Wenn du als Tourist von einem ins andere Land reist und den Weg nicht kennst, wird ein Touristenführer sagen: „Keine Angst, ich führe dich, aber du musst mich bezahlen, kein Fleiß ohne Preis!“ Doch der Tourist erwidert: „Kein Preis ohne Fleiß!“ Und nun? Jetzt haben sie sich gegenseitig nicht verstanden und trennen sich, oder was?

 

Die Heiligen wollen von euch nichts. Sie wollen nur, dass ihr Ohr schenkt und folgt.

Das Leben hier auf Erden ist also ein Weg, ein Weg zurück zum Herrn. Und der Sheikh ist dafür da, dass du diesen Weg sicher und schnell beschreitest. Wie gibt er dir diese Rechtleitung?

 

Er sagt zu dir: „Folge mir! Tritt dahin, wo ich hintrete. Pass genau auf und folge meinen Fußspuren, dann wirst du auch sicher ankommen.“ Unser Großsheikh sagt: „Alle Wege führen zurück zum Herrn.“

 

Auch ein Sheikh kennt viele Wege: Einen schnelleren, aber auch einen längeren. Und entsprechend der Absicht des Schülers, seinem Vertrauen in seinen Meister und der Tiefe seiner Hingabe, wird ihm sein Weg vom Sheikh vorbereitet. „Ich habe viele, unendliche Methoden, um den Schüler oder den Anwärter an dessen Ziel zu bringen. Es kommt auf die Stärke seiner Absicht an, mit wie viel Ehrgeiz, Verlangen und Willenskraft er zu uns gekommen ist. Danach wählen wir die Methode, so dass wir ihn auf seinem Weg voranbringen.
Hat man beispielsweise einen etwas willensschwächeren Schüler, der sich nur mühsam fortbewegt, bereitet der Sheikh ihm einen Weg, auf dem er ihm immer Pausen gönnt. Kleine Schritte, Schritt für Schritt, nach jedem Schritt darf er sich hinsetzen und ausruhen. Er kann dich nur so weit führen, wie deine Kraft reicht, wie du laufen kannst. Doch wird er dich ganz bestimmt nicht auf seine Schultern nehmen...du musst doch selber laufen!

 

Nicht nur die Propheten und Heiligen haben zwei Füße bekommen, auf denen sie voranschreiten. Jeder Mensch muss sich auf seinen eigenen Beinen fortbewegen. Warum glaubst du, hast du zwei Beine? Damit du auf diesem Weg selbst läufst...du musst!

„Sheikh, du kannst doch laufen, kannst du mich tragen?“
Wieso, du hast doch zwei Beine!

 

Der Sheikh ist nicht verpflichtet, dich auf seinen Schultern zu tragen, nur damit du dich freust. Seine Aufgabe besteht darin, dir den Weg zu zeigen und dich zu führen. Und es ist deine Aufgabe, deine eigenen Beine zu benutzen; nicht dich auf den Sheikh zu setzen, ihm auf dem Kopf herumzutrampeln oder ihm zu sagen: „Zieh mich mit!“ - sondern zu schauen, wohin er tritt und seinen Fußspuren zu folgen.

Nun ist es aber so, dass der Mensch des 21. Jahrhunderts vor allem dadurch gekennzeichnet ist, dass ihm die Willensstärke fehlt um genau das zu erfüllen, was seine Aufgabe ist. Seinen Willen hat er seinem Ego untergeordnet...und deswegen kommt er nicht voran.

„Dein Wille geschehe“, oh Herr. Bismillahirrahmanirrahim!

 

Die Menschheit hat vergessen, das zu sagen. Was bedeutet das? Dein Wille geschehe, oh Herr, ich werde es so machen, wie du es willst – für dich, in deinem Namen. Hast du jedoch davon abgelassen und äußerst: Ich mach es auf meine Weise, wie ich es will und in meinem Namen, dann bedeutet das nichts anderes, als dass dein Wille deinem Ego gehört. Im Namen deines Egos, nicht in Seinem Namen! Somit hast du dein Ego zu deinem Herrn erklärt.

 

Dabei hat der Herr dem Menschen das größte Geschenk in der Schöpfung gemacht: Er hat ihm den ‚Freien Willen‘ und die Willensstärke gegeben. Doch wenn du deinen Willen deinem Ego unterordnest, ist dein Wille nicht mehr frei. Dann hast du keine Willenskraft mehr und bist zu nichts zu nutze.

 

So viele Menschen sagen im übertragenen Sinne zu mir: „Sheikh, trag mich.“ Sie jammern und jammern und jammern, beschweren und beschweren sich und tun nie das, was ihnen gesagt, empfohlen wird. So kommen sie immer wieder aufs Neue mit ihrer alten Geschichte zu mir. Und wenn wir fragen:

Warum nimmst du dieses Medikament nicht?
“Ich kann es nicht.“
Warum nicht?
„Meine Willenskraft reicht nicht aus.“
Und was soll der Sheikh da machen?
„Na mich tragen!“
Hast du keine zwei Füße?

 

Was zeugt von Ehre eines Menschen? Dass er sich mit seiner eigenen Last tragen kann und währenddessen voranschreitet. Er ist die tragende Kraft, leistet die Arbeit selbst. Doch dem, der sich tragen lässt, gebührt keine Ehre.

 

Es ist doch so, dass der Träger als eine tragende Kraft bezeichnet wird und der, der getragen wird, nur eine Last ist. Und ist es nicht so, dass du es auch nicht magst, belastet zu sein? Du trachtest ja selbst danach, deine Last an irgendjemand anderen abzugeben. Wieso solltest du dann noch die Last eines anderen freiwillig auf dich nehmen? Wenn du deine eigene Last nicht tragen kannst und auch nicht möchtest: Wie kannst du erwarten, dass der andere dich als Last trägt?

Der Sheikh ist ein Wegweiser.

 

Seine Aufgabe besteht nicht darin, dich unbedingt zu tragen. Er ist doch kein Lastenträger! Er kann das zwar und macht das auch, aber unsichtbar. Doch hat es keinen Anstand, dass du es von ihm erwartest. Er trägt dich schon, keine Angst, er trägt dich. Er erträgt dich! Aber es hat keine Ehre, getragen zu werden. Allah möge uns davor bewahren, dass jemand über uns sagt: „Wir ertragen ihn.“ Das ist schlimm. Trag dich selbst! Ertrage dich selbst, so dass dir Ehre gebührt.

 

Der Sheikh hat die Aufgabe, jeden Menschen auf dem Weg so zu führen, dass dieser es tragen kann.
Somit besitzt der Sheikh auch die Fähigkeit, sein Gegenüber, ähnlich einem Röntgenblick, bis in jede einzelne Zelle zu erblicken. Sofort erkennt er dessen Fähigkeiten und Schwächen und weiß dadurch, auf welche Art und Weise er diesen Schüler zu seinem Herrn bringen kann.

 

Der Sheikh führt dich nicht so, wie du es verlangst, denn du hast ja keine Selbsterkenntnis. Er leitet dich entsprechend deiner Kapazität. Wir verlangen immer zu viel, in allem. Nichts ist richtig und gut genug. Und weil es „zu viel des Guten“ ist, bekommst du auch nicht so viel; dann wirst du krank. Was verlangst du? „Ich will zu Allah gehen.“ Gut, das reicht. Ich weiß, auf welche Art und Weise ich dich zu Ihm bringe, die Schnelligkeit hängt jedoch von dir ab. Nur dein bloßes Verlangen wird nicht ausreichen. Du musst dich auch bemühen und die Kapazität mitbringen; deine Eigenschaften und Fähigkeiten, gekoppelt mit deiner festen Absicht und Aufrichtigkeit...wahrhaftig und ergeben.

Du willst vom Sheikh getragen werden? Er trägt dich. Aber du darfst nicht zappeln, du darfst nicht nörgeln. Und nicht hier und dort an ihm zerren und bestimmen: „Jetzt aber so und dann so.“ Nein! Wie soll er dich denn tragen, wenn du so herumzappelst und rumnörgelst? Sei still!

 

Die Welt, das Leben, ist wie ein endloser Ozean, mit Wellen und Stürmen. Doch wenn du herumzappelst, kannst du ja nur ertrinken. Du musst stillhalten, damit du aus dem Dilemma hinausgetragen werden kannst.

Der Sheikh verhält sich wie ein Rettungsschwimmer – der schöne Baywatch. Du bist beim Ertrinken und er springt sofort, so galant wie nie gesehen, ins Wasser, mit zwei Armzügen im Kraulstil ist er bei dir, nimmt dich in seine starken Arme...und rettet dich.

Doch wenn du dabei zappelst, ziehst du ihn noch mit unters Wasser und ertränkst ihn möglicherweise sogar.

Es heißt also, dass der Sheikh sich deinem Vermögen anpasst. Bist du lahm und nicht in der Lage, dich schnell fortzubewegen, macht der Sheikh mit dir bei jedem Schritt eine Pause. „Mach einen Schritt, jetzt Pause, ruh dich erst einmal aus.“ Bei jedem Schritt und jeder Pause ist er bei und mit dir. So kommst du langsam, aber sicher voran. Hast du jedoch Kraft und besitzt das Vermögen eines Sportlers, eines Joggers und läufst die Strecke schon wie blind, dann spornt dich der Sheikh sogar an. Er gibt dir die Sicherheit, noch schneller zu rennen. Es kommt also auf deine Kraft und Fähigkeiten, auf dein Gesamt-Vermögen an. Dementsprechend begleitet er dich und führt dich auf deinem Weg.

Um es noch einmal anders auszudrücken: Der Sheikh ist ein professioneller Rennfahrer, und du bist  ein Gefährt, ein Trabbi mit einer Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h. Trotz des Profi-Rennfahrers würde deine Fahrt nach München entsprechend lange dauern. Doch kannst du dich dann nicht beim Fahrer beschweren: „Es ist deine Schuld, du kannst nicht fahren“, denn du bist das Gefährt, deine Möglichkeiten geben nun mal nur 60 km/h her. „Du bist nicht schnell genug, Sheikh.“ Ja, weil ich mit dir nicht schneller fahren kann. Ich gebe schon Gas, das Pedal ist schon bis zum Anschlag gedrückt. Doch wo nichts ist, kann man auch nichts erzwingen. Wenn ich noch mehr versuche, noch mehr Kraft hineingebe, sprenge ich dich, mache deinen Motor kaputt.

 

Der Herr legt dem Menschen keine Last auf, die er nicht tragen kann. Da du deine Tragfähigkeit nicht kennst, kommt es dir deine Last so schwer vor. Du beginnst zu jammern. Aber nicht, weil es zu viel für dich ist und du das nicht tragen könntest, sondern weil du dich unbehaglich fühlst. Das gefällt deinem Ego nicht - das ist die Wahrheit!

 

Die, die letzte Woche zu mir kam und sagte: „Ich kann nicht mehr“, ist heute wieder da – also konnte sie doch! Die, die vor einem Jahr zu mir sagte: „Ich kann nicht mehr“, ist seit 1 Jahr hier – und sie konnte doch, lebt immer noch. Das ist der Beweis, dass er oder sie diese Last tragen kann. Die Jammerei kommt vom Ego, von der Ungeduld. Mit oder ohne Geduld muss die Schwere getragen werden. Wäre sie geduldig, bräuchte sie nicht zu jammern.

 

„Ich will das schnell loswerden, wann hört das endlich auf, diese Last-Tragerei?“ Nein! Erst wenn du aufhörst zu jammern, hört es auf. „Ist das ein Versprechen, Sheikh?“

 

Ich spreche hier in Seinem Namen, ihr könnt das mit Ihm klären. Es ist ein Versprechen - hör auf mit deinem Jammern! Doch wenn diese Last nun getragen wurde, wird man dir eine größere auferlegen. Du hast ja aufgehört zu jammern, also packen wir ein Kilo dazu. Irgendwann wird man dann zum Masochist, und es macht sogar Spaß zu leiden, wird immer angenehmer. Plötzlich bist du der Mann oder die Frau, der/die das ganze Universum tragen kann, ohne zu jammern. Die Heiligen sind auch nicht so mir nichts dir nichts zu Heiligen geworden.

 

In jeder Zeit gibt es immer 124.000 Heilige, sie sind die Stützpfeiler der Schöpfung, dieser Welt. Sie geben die Tragkraft, dass sich die Schöpfung halten kann, sie tragen die Last dieser Welt.


Entzieht man der Existenz auch nur einen einzigen von ihnen, wird die Schöpfung, das Gebäude, ins Schwanken geraten und das Gleichgewicht verlieren.

 

Um wieder auf den Punkt zurückzukommen: Verkörperst du als Gefährt einen Mercedes mit 200 km/h, kann der Sheikh wie ein Profi-Rennfahrer mit dir eine 7-stündige Strecke in nur 4 Stunden zurücklegen. Bist du sogar ein Lamborghini mit einer Geschwindigkeit von 500 km/h: Mit Vollgas benötigt er für diese Strecke nur noch 70 Minuten.

 

Es kommt demnach nicht auf den Sheikh an, sondern auf deine Kapazität, wie und was du bist - ein wahrer Sheikh kann fahren!

Heute hat mich Abdul Kadir Efendi in einem Super-Modell von Porsche hierher gefahren. Oh, meine Brüder und Schwestern, ein Porsche! Voller Stolz hat er mir sofort alle Funktionen der vielen Bedienungselemente an der Armatur vorgeführt. „Schau mal Sheikh Efendi, hier die vielen Knöpfe, sogar die Türen gehen auf Knopfdruck hoch. Doch dieser Knopf dort, der ist tabu: Drückst du ihn, wirst du im fliegenden Sitz nach oben geschleudert.“ Was es nicht alles gibt!

 

Je nachdem, wie viele Knöpfe du hast, wie viele Fähigkeiten du mitbringst, kann ein Profi-Rennfahrer, kann dein Sheikh dich nutzen und bestens verwerten. Wenn du aber nur ein Trabbi bist... Nicht dass wir dieses Gefährt für nicht sehr wertvoll erachten – aber es hat nun mal nur einen Lenker und keine Knöpfe und sonst nichts; nicht mal eine Pedale, wenn wir uns recht erinnern. Man musste mit den Füßen wie bei den „Feuersteins“ laufen.

 

„Sheikh, du bist ja wie Fred Feuerstein.“

Ja, du bist ja auch wie ein Wagen aus Stein, Steinkopf du. Wie soll ein Sheikh mit einem Steinkopf umgehen?

Es ist also immer so, dass der Sheikh dem Schüler, dem Anwärter, die Tür nur so weit öffnen kann, wie dieser an persönlichen Möglichkeiten mitbringt. Aber derer ungeachtet zieht er dich und erleichtert dir dein Leben.

 

Die Wahrheit ist: Je leichter du es dem Sheikh machst dich zu führen, desto leichter kann er dich an dein Ziel bringen. So oder so wirst du diesen Weg beschreiten müssen, denn deshalb bist du auf Erden. Ob du ihn aber mit Hilfestellung, mit Leichtigkeit durchläufst oder ob du es dir schwer machst, öfter mal hinfällst und dann sitzen bleibst - das liegt in deiner Hand!

 

Der Schöpfer hat dir einen ‚Freien Willen’ gegeben und somit die Möglichkeit zu wählen. Hier hast du jemanden, der dir dein Leben leichter macht und hier einen anderen, der es dir erschwert. Du hast die Wahl!

 

Folgst du deinem Ego, wird dein Weg voller Fallen, Hinterhalt und List sein. Dein Ego täuscht dir vor, dass es dir dein Leben leichter, schöner und genussvoller macht. Das ist eine Lüge, dass Ego ist ein Lügner! Hörst du auf dein Ego, wirst du dir dein Leben hier auf Erden schwer machen - hörst du auf seinen Partner, den Teufel, machst du dir dein Leben zur Hölle!

 

Allah spricht: „Ich habe euch erschaffen und euch Erschwerer und Erleichterer geschickt. „Allah, warum hast du das so gemacht?“ Ja, Er hat das so gemacht, Er ist der Schöpfer. Er muss auch das Böse erschaffen, andernfalls ist Er nicht vollkommen. Es ist der Beweis Seiner Vollkommenheit, Seiner Schöpfungskraft, dass Er etwas mit seinem Gegensatz erschaffen kann. Sonst hätten wir gesagt: „Er kann nur das Gute erschaffen und nicht das Böse.“

 

So spricht der Herr: „Das lass ich mir nicht sagen. Ich erschaffe beide Gegensätze zusammen, so kann niemand an meinen Fähigkeiten, an meiner Schöpfungskraft zweifeln. Ich kann alles erschaffen.


Ich habe das Schlechte und das Gute erschaffen, den Erschwerer und den Erleichterer.

Aber weil ich euch liebe empfehle ich, den Weg der Erleichterung zu wählen. Lasst euch nicht von eurem Ego führen!“

Wenn Allah das sagt, muss es stimmen. Er spricht die Wahrheit. Solltest du etwas anderes glauben, dass Er dir das Leben erschwert, dann glaubst du falsch. Denn Er sagt: „Ich will nicht, dass ihr leidet. Ich will euch das Leben leicht machen und den Weg einfach und kurz.“ Sagst du etwas anderes, bist du ein Lügner. Immer sagt Er die Wahrheit, du aber nicht.

Wer die Wahrheit nicht kennt, wie soll er dann von der Wahrheit sprechen?

 

Deshalb hat der Schöpfer eine unendliche Anzahl von Heiligen geschickt, Erleichterer und Propheten: Um uns den Weg und das Leben zu erleichtern. Und: Er hat uns einen Schlüssel gegeben: Benutzt ihn, bei allem, was ihr tut. Sagt Bismillahirrahmanirrahim!

Diese Lobpreisung nur ein einziges Mal aufzusagen besitzt eine Stärke, einen Segen von 700 himmlischen Jahren. Würde man 1000 Bismillahirrahmanirrahim sprechen, könnte man den Segen, die Kraft, die man dadurch erhält, nicht niederschreiben - selbst wenn die Ozeane Tinte wären...so kraftvoll ist der Name des Herrn, wenn man ihn nennt!

 

Warum ist das Bismillahirrahmanirrahim  so kraftvoll? All die Geheimnisse des Herrn sind darin verborgen, Seine Schöpfungskraft, all Seine Namen, Fähigkeiten und Möglichkeiten, die Endlosigkeit. Sagt es, so oft ihr es könnt. Dann wird euer Leben sehr viel leichter werden - und auch euer Herz wird heller und heller, leichter und leichter.

 

Du willst dich auf dem Rückweg zu deinem Schöpfer in Sicherheit hüllen und es leichter haben. So halte Ausschau nach einem Führer, der alles, von Anfang bis Ende, mit Bismillahirrahmanirrahim ausführt. Dann hast du den Richtigen gefunden, den, dem du folgen kannst, der dir dein Leben erträglicher und leichter macht.

 

Ein Mensch, der niemals den Namen des Herrn fallen lässt, weder von seiner Zunge noch von seinem Herzen, der in jedem Moment, in jedem Zustand seinen Herrn preist, ist auch in jedem Augenblick mit Ihm.

 

Denn der Herr ist mit ihm und er ist mit seinem Herrn, wenn er Seinen Namen nennt.

Gesellst du dich zu einem, der mit dem Schöpfer ist, dann bist auch du in göttlicher Gesellschaft. Du bist mit jemandem zusammen, der mit Gott zusammen ist, gehörst zur Familie. Und du sagst: „Ich gehöre auch zu dieser Familie. Endlich habe ich eine Familie, eine Zugehörigkeit, ich habe meinen Platz gefunden.“

 

Was musst du aber als erstes tun? Stelle einen Antrag und sage: „Ich will zur Familie gehören“... und beweise, dass du das wirklich willst!

 

Möge Allah uns gutes Verständnis geben.

 

Fatiha.