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Wie mache ich den Herrn glücklich?

Bismillahirrahmanirrahim


Wie mache ich den Herrn glücklich?

 

Sheikh Eşref Efendi, Berlin, 05.04.2013

 

Warum ist dieses so, warum ist jenes so?
Es gibt unendliche Fragen, aber sind die Antworten dir auch immer von Nutzen?
Nein!

 

Oh ihr Menschen, stellt Fragen, die euch dienlich sind, lernt Nützliches! Die menschliche Intelligenz bemisst sich nach der Intelligenz der Frage. Die Antwort auf deine Frage sollte so viel Kraft haben, dass sie dich emporheben kann.

 

Deine Frage sollte lauten: Wie soll ich mich verhalten, welche Haltung sollte ich einnehmen? Das Heute bestimmt das Morgen, nicht umgekehrt. Das ist eine wichtige Aussage, denkt darüber nach.

 

Was wird morgen sein? Fragt stattdessen: Was muss ich heute tun? Was ist heute wichtig? Du weißt ja nicht einmal, ob du das Morgen überhaupt erreichen wirst. Deshalb frage nicht, was morgen sein wird, es geht dich nichts an.

 

Die Menschen machen so viele Zukunftspläne und sorgen sich: Wie werden sich ihre Vorhaben entwickeln, werden sie sich verwirklichen? Diese Sorgen sind Lasten, die heute schon getragen werden. Aber wird sich alles so ereignen? Das ist die Frage! Tragt die Last von morgen nicht schon heute! Es ist ja nicht einmal wahrscheinlich, dass alles so eintrifft.

Fang keine große Baustelle an, bei deren Richtfest du nicht sein kannst!

 

Willst du unbedingt Pläne schmieden und Projekte in Aussicht stellen, dann sollten es auch große, sehr große Pläne sein. Doch sollten sie nicht das Diesseits, sondern das Jenseits betreffen. Denn die Pläne für das Diesseits sind wie Luftballons - stichst du mit einer Nadel hinein, lösen sie sich auf. Sie sind eine Illusion, haben keinen Bestand. Mit der Wahrheit haben sie nichts zu tun. Wenn du von dieser Welt gehst, wirst du nichts mitnehmen können, das Diesseits ist vergänglich. Macht Pläne für die Ewigkeit!

 

Die Pharaonen hatten für das Diesseits auch sehr große Pläne. Sie verwirklichten sie mit dem Gefühl, göttlich zu sein und gaben sich entsprechend als Götter aus. Ihrem Lebensende nah ordneten sie an: „Einen Teil von meiner Herrschaft möchte ich mitnehmen. Meine Diener, so kleidet mich prachtvoll und gebt mir einen Teil meines Reichtums mit. Grabt mich nicht in die Erde ein aber dennoch irgendwo tief genug, um in Sicherheit mit meinen Schätzen zu ruhen.“

 

Die Jahre vergingen, Archäologen kamen und gingen an ihr Werk. Die Pharaonen wurden ihrer prachtvollen Gewänder entledigt, die ruhmvollen Schätze geborgen. Alles, was die Pharaonen noch besaßen, wurde ihnen genommen.

 

Wie steht es heute um die Pharaonen? Ihre Seelen schreien nach Freiheit, nach Errettung aus den Kerkern, die man Museum und Pyramide nennt. Und sie sagen: „Wenn wir den Verstand von heute gestern schon gehabt hätten...“

 

Sehen die Pharaonen heute gut aus? Wie werden sie jetzt genannt? Mumien! „Hallo, Sie Mumie!“ sagt man, wenn man vor ihnen steht – und niemand beugt sich mehr vor ihrer Göttlichkeit.

 

Für diese Welt geschmiedete Pläne sind nutzlos. Und auch nutzlose Fragen sind nicht von Verstand. Ich kann auch hundert endlose Fragen hintereinander stellen, das ist kein Problem. Ein Vernünftiger wird das nie machen, ein Verrückter schon. Der stellt alle Fragen, die ihm gerade in den Sinn kommen. Ein kluger Mensch stellt nur eine einzige Frage, und die Antwort wird ihn das ganze Leben begleiten. Sogar im Jenseits wird er aus dieser Antwort Nutzen ziehen.

 

Eines Tages kam ein Beduine zum Propheten Mohammed (Friede auf ihn) und bat: „Oh Mohammed, bitte lehre mich die Wahrheit und zeige mir den rechten Weg.“ Der Prophet (Friede auf ihn) war in Begleitung seiner Gefolgschaft und verwies auf einen von ihnen: „Nimm diesen Beduinen und lehre ihn.“

 

Am nächsten Tag ging der Beduine zum Propheten (Friede auf ihn):
„Mohammed, ich möchte mich verabschieden.“
„Du wolltest doch die Wahrheit erfahren, den rechten Weg erlernen?“
„Das habe ich schon, ich habe alles verstanden.“

 

Der Prophet (Friede auf ihn) rief den Lehrer des Beduinen zu sich: „Was hast du ihn gestern gelehrt?“ „Ich sagte ihm, dass unsere Religion besagt, ein aufrichtiger, rechtschaffener Mensch zu sein. Der Beduine erklärte mir daraufhin, dass er alles verstanden hätte.“

„Oh, Mohammed, ist dein Weg der Weg der Aufrichtigen?
„Ja!“

 

„Muss ich bei allem, was ich tu, aufrichtig sein?“
„ Ja!“


„Dann muss ich nicht mehr lernen. Ich muss ein Aufrichtiger sein, immer.“

Der Prophet (Friede auf ihn) sagte: „Wenn er das verstanden hat, ist er ein Wissender geworden. Er ist auf dem rechten Weg ... und auf dem Weg.“

 

Sei aufrichtig, das ist alles, was du tun musst. Sag: „Oh Allah, oh Herr, oh mein Gott. Du bist mein Schöpfer, ich bin dein Diener, dein Wille geschehe. Möge DEIN Wille auf Erden geschehen. Möge mein Wille hiernach geschehen.“ Ein gutes Geschäft! Natürlich!

Wir leben nun einmal in einer Welt des Nehmens und des Gebens, des Geschäftemachens. Wenn du sagst: „Oh Herr, dein Wille geschehe“, dann gibst du etwas. Und was bekommst du? Etwas Gleichwertiges muss dir gegeben werden. „Aug um Aug, Zahn um Zahn“, heißt es.

 

„Dein Wille möge geschehen auf Erden, so wolltest du es haben, oh Herr.“
„Ja, so will ich es haben. Doch bedarf es in dieser Welt deiner Erlaubnis!“

Du hast die Wahl! Gestatte deinem Schöpfer, dass SEIN Wille auf Erden geschieht. Ihr müsst das richtig verstehen. Du kannst Allah nichts verbieten und nichts erlauben. Doch das steht auf einem anderen Blatt und setzt ein sehr hohes Verständnis von Wahrheit voraus.

Da ER dir einen freien Willen gewährt hat, hast du auch die Möglichkeit, dich zu entscheiden. Wenn du operiert werden willst, musst du ja auch zustimmen, freiwillig, mit deiner Unterschrift; sonst wird die Operation nicht durchgeführt.

 

„Aber Sheikh, wenn mein Wille auf Erden nicht geschehen kann und soll: Wo dann?“ Das ist eine sehr wichtige Frage! Schaut, wie barmherzig der Allmächtige ist; ER verlangt nicht viel. Das einzige, was ER von dir will, ist, dass du in diesem Leben, in der Welt der Vergänglichkeit, auf deinen Willen verzichtest und IHM deine Erlaubnis gibst. Im Gegensatz dazu wird dir in der Ewigkeit dein Wille gewährt.

So spricht der Herr: „Du hast die Möglichkeit, deinen Willen während deines Drei-Tage-Aufenthaltes im Diesseits zu gebrauchen.

So vergeude ihn nicht mit nutzlosen, weltlichen Dingen, sie sind vergänglich. All deine Wünsche, deine Vorstellungen... In dieser begrenzten Welt können nicht so viele davon in Erfüllung gehen. Heb sie dir auf für das Hiernach. Ich verspreche euch ewiges Leben, ewige Glückseligkeit und ich werde euch alles geben, was ihr von mir verlangt. Euer Wille soll geschehen, aber nicht hier, sondern in der Welt der Ewigkeit! Das ist besser für euch.

 

„Könnt ihr nicht denken? Habt ihr keinen Verstand? Versteht ihr denn nicht, dass euer Verhalten nicht klug ist, ihr somit keine guten Geschäfte macht?“


„Ihr verhaltet euch wie der Bauer, der sich in die Gegenwart des Herrschers, des Sultans begibt. Der Sultan wendet sich ihm zu: So sprich, was ist Euer Wunsch - ich will Euch geben. Der Bauer antwortet: Für meinen Esel bitte ich um Stroh.

 

Alles, wonach du im Diesseits verlangst, ähnelt dem Wunsch des Bauern. Allah hingegen will dir etwas Wertvolles geben. So will der Sultan dich mit Gold und Diamanten aus seiner Schatztruhe beschenken...

 

Verlangt in dieser Welt nicht nach Stroh! Nicht jeder kann bei einem Sultan vorsprechen. Doch Allah, der Allmächtige, ER gibt uns die Möglichkeit, in SEINE Gegenwart zu treten und zu verlangen.

 

Der Allmächtige sagt: „Was ist das für ein Verstand? Ihr kommt in meine Gegenwart und bittet um Stroh für euren Esel? Das ist Beleidigung meiner Selbst! Mach deine Hände auf und verlange nach etwas Wertvollem. Warum verlangt ihr nicht von meinen Schätzen? Ich habe endlose Schätze, sie sind nicht für mich, sie sind für euch!“

 

Jeder Sultan und auch der Staat hat eine Schatzkammer. Der Sultan verwendet seine Reichtümer nicht für sich selbst, sondern für das Volk. Allah, der Herr, besitzt unzählige Schätze, die ER für uns bereithält. Doch müssen wir danach verlangen.

 

Komm zu mir mit einer Frage, die dir wirklich etwas bringt und mit einem Wunsch, der für dich von Nutzen ist. Frag mich nicht, warum lieg dieser Teppich hier und nicht ein anderer, warum ist er rot und nicht blau. Würde meine Antwort dich in deinem Leben voranbringen? Hör auf damit, solche Fragen zu stellen, die Zeit ist wertvoll!

 

Wenn dein Wille geschieht, solltest du Angst haben; nicht aber, wenn SEIN Wille geschieht. So musst du denken, das ist die Wahrheit!

Allah hat dich erschaffen, damit es dir gut geht. Andere Menschen müssen leiden, damit du lernst, was Dankbarkeit heißt. Somit bist du in ihrer Schuld und trägst Verantwortung. Wenn es Krankheit nicht gäbe, würdest du Gesundheit nicht zu schätzen wissen. Damit du das verstehst, müssen andere entbehren. Du kannst sie nicht ignorieren. Was ist dann deine Aufgabe? Für diese Leute zu beten und ihnen im Rahmen deiner Möglichkeiten zu helfen.

 

Das ganze Leben besteht aus Bildern. Stoppt man die Zeit, sieht man ein Bild aus deinem Leben. Wie bei einer Kamera: Nur ein „Klick und du bist wie ein Stein. Aus dir ist ein Bild geworden. So bestehen deine Bewegungen aus zahllosen Bildern. Wozu sind diese Bilder da? Welche Bedeutung haben sie? Du klagst „Es geht mir nicht gut“: Dann schau dir ein Bild an, das ganz schlimm aussieht. Und du wirst verstehen, dass es dir doch gut geht! So erlangst du Dankbarkeit. Deshalb sprach Jesus von Nächsten-Liebe. Dieses Wort ist ein Ozean! Man muss hinein tauchen und schauen, was dabei heraus kommt.

 

„Gibt es im Paradies Regeln, Sheikh?“ Nein, dort gibt es keine Regeln, sondern Freiheit. Regel bedeutet Riegel. Wer in dieser Welt Regeln eingehalten hat, benötigt keine im Hiernach.

 

„Sheikh, und wie steht es um das Wünschen im Paradies?“ Ihr solltet euch beim Beten in der Gegenwart des Herrn wünschen, „Ich will dich, oh Herr, dein Wohlgefallen und dass du mit mir zufrieden bist.“ Das ist das Höchste, das ist kein Stroh. Das ist der wahre Juwel, das wahre Geschäft!

 

Wenn ihr euch vor einen Sultan begibt und sagt: „Das Einzige, was ich mir wünsche ist Euer Wohlgefallen“, dann könnt ihr euch vorstellen, wie der Sultan euch mit seinen grenzenlosen Möglichkeiten belohnen wird. Doch müsst ihr vorerst sein Wohlgefallen finden - mit euren begrenzten Möglichkeiten alles versuchen, ihn zufrieden zu machen.

 

Wende dich deinem Herrn zu und mach ihn glücklich. Das Glück wird zu dir zurückkommen. So spricht der Herr: „Mach mich zufrieden, dann mach ich dich zufrieden - machst du mich glücklich, werde ich dich beglücken.“

 

Eines Tages ging Moses (Friede auf ihn) - er war der Schwiegersohn von Shuaib (Friede auf ihn) - mit dem ihm anvertrauten Vieh auf die Weide.

 

Moses (Friede auf ihn) erreichte mit der Herde eine Stelle, an der es sehr gefährlich wurde; Wölfe und Schakale hätten sie gefährden können. Eilig wollte er vorüberziehen, doch von himmelwärts überkam ihn der Schlaf. Es gelang ihm nicht, sich dem Schlaf entgegen zu stellen. So dachte er: Gut, dann ist es wohl von Gott gegeben und legte sich schlafen. Doch bereits nach einem kurzen Nickerchen erwachte er: Der Wolf, auf zwei Beinen stehend, bewachte mit Moses (Friede auf ihn) Stock in der Hand die Herde. Sehr erstaunt fragte Moses (Friede auf ihn): „Oh Herr, wie kann es sein, dass ein Wolf auf meine Herde achtgibt?“

 

„Oh Moses, mach du mich zufrieden und ich mach dich zufrieden. Wenn du alles für mich tust, tu ich auch alles für dich. So mach mich glücklich und ich mach dich glücklich. Denn für mich gibt es keine Grenzen. Ich bin der Allmächtige und in der Lage, auch Wölfe und Schafe miteinander auskommen zu lassen. Dessen bin ich fähig. Gehorche mir und alles in der Existenz wird dir gehorchen.“

Oh, ihr Menschen, was wollt ihr denn? Das, was der Herr von euch verlangt erscheint euch so unerreichbar und groß, es zu verwirklichen. Doch dabei ist es nichts. Du möchtest, dass diese Welt dir gehört und dir dient? Diese Welt?

 

„Diese Welt ist nichts“, sagt der Herr, „ich verlange nur, dass du mir in diesem Leben gehorchst. Dann werde ich dir alle Welten zu Füßen legen. Diese Welt besteht nur aus drei Tagen: Aus dem Gestern, dem Heute und dem Morgen. Gestern ist vergangen und Morgen wissen wir nicht, ob wir es erreichen werden. Es gibt also eigentlich nur das Heute. Gehorche mir, heute! Damit das ewige Morgen dir gehört. Alles was du dir wünschst, möge geschehen. Gehorche mir, so dass alle Schöpfung dir gehorcht.“

 

Ist das kein Geschäft? Wir überlegen: Das ist zu schwierig, das werde ich ja nie schaffen, nie erreichen. Doch das, was wir aufgeben würden - unseren freien Willen - ist nichts im Gegensatz dazu, was uns Gutes erwartet.

 

Was für einen freien Willen hat ER dir gegeben? Was verstehst du darunter? Der freie Wille – was ist das eigentlich? Ist das der vollkommene oder unvollkommene Wille, der kleine oder der große Wille?

 

Denkt ihr wirklich, ihr habt einen freien Willen und ihr könnt damit alles tun? Was könnt ihr tun? Was dürft ihr verändern?

Was bedeutet es, einen freien Willen zu haben? Du hast einen freien Willen ... welcome! Aber hast du auch einen unbegrenzten Willen? Geschieht alles, was du willst? Nein! Wenn dem nicht so ist, dann fehlt etwas, dann stimmt irgendetwas nicht.

Der Allmächtige hat uns im Diesseits einen freien Willen gegeben; der aber ist unvollkommen und nur von begrenzter Wirklichkeit.

Allah sagt: „Gehorche mir. Denn in dieser Welt kannst du dir sowieso nichts erfüllen. Ich schon. Tu, was ich dir sage, so dass ich dir einen unbegrenzten Willen gebe, hiernach.“

 

Die Voraussetzung dafür ist, dass du damit einverstanden bist. Aber du musst dir dieses Geschenk verdienen. Normalerweise ist alles ein Geschenk des Herrn; auch dein begrenzter Wille. Denn du hast ihn dir nicht selbst erarbeitet. Also tu etwas dafür!

Der Herr beschwert sich bei Moses (Friede auf ihn): „Alle Menschen wollen glücklich sein. Sie jammern und verlangen von mir, dass ich sie glücklich mache. Oh Moses, aber niemand stellt sich die Frage ‚Was will mein Herr, wie kann ich ihn glücklich machen?’“ Natürlich beschwert sich der Allmächtige nicht. Aber damit wir verstehen, dass die Menschen nur an ihr eigenes Glück denken, wird das hier so dargestellt. „Oh Moses, mach mich glücklich, so dass ich dich glücklich mache ... denn ich bin die gebende Hand!“

Geht ihr zu eurem Arbeitgeber und fordert: „Bevor ich für dich arbeite, will ich meinen Lohn“? Nein! Zuerst müsst ihr etwas leisten, die Arbeit zur Zufriedenheit eures Chefs ausführen, anschließend werdet ihr entlohnt.

 

Niemand sagt zum Arbeitgeber: „Wie kann ich dir vertrauen? Wieso sollte ich einen Monat arbeiten, wo ich nicht einmal sicher sein kann, dass du mir am Monatsende meinen Lohn gibst?“ Sagt man das? Was musst du also tun? Du musst Vertrauen haben, sonst hast du keine Arbeit.

 

Dieses Beispiel aus dem Weltlichen können wir auf die spirituelle Welt übertragen. Da sagt ja auch niemand: „Oh Herr, lass mich erst in das Paradies eingehen, bevor ich hier im Diesseits für dich arbeite.“ Bist du aber erst einmal im Paradies, willst du nicht mehr hinaus. Und dort brauchst du auch nicht zu arbeiten.

 

Also gehorchst du deinem Arbeitgeber. Du musst gehorchen!

Die Europäer kommen zu mir und sagen: „Wir mögen das Wort „Gehorchen“ nicht.“ Aber du arbeitest doch auch, du bist ein Mitarbeiter und gehorchst deinem Arbeitgeber, fügst dich den Anweisungen und hältst seine Regeln ein. Also bist du ein Gehorcher, ein gehorsamer Mensch. Oder sagst du zu ihm: „Ich habe einen freien Willen, ich will Freiheit und ich mach, was ich will“? Das geht doch nicht!

Du betrügst dich selbst. Wenn du also im weltlichen Rahmen gehorsam bist und Regeln einhältst, das jedoch für den Allmächtigen nicht tust, dann stimmt irgendetwas mit deinem Verstand nicht.

 

„Ich gehorche Niemandem!“ Du gehorchst immer, mein Bruder, meine Schwester.
Immer sind wir gehorsam. Selbst wenn wir keinen Arbeitgeber, keine Eltern, niemanden haben, denen wir gehorchen müssen: Unserem Ego gegenüber sind wir sehr gehorsam! Es fordert: Ich möchte essen- du gibst ihm Essen. Ich möchte trinken - du gibst ihm zu trinken. Sagt es: Ich will pinkeln – gehst du pinkeln.

 

Wir wissen nichts über uns. Ständig befinden wir uns im Selbstbetrug, stellen uns etwas Falsches vor. Innerhalb unserer falschen Vorstellungen gefangen kommen wir nicht weit. „Ich gehorche Niemandem!“ Eine Lüge! Ein Lügner, wie will dieser Mensch die Wahrheit finden?

 

Dein Ego verlangt nach guten, teuren Speisen. Du gehst in ein Restaurant, zahlst 100 €uro und denkst: Ich habe köstlich gespeist. Ich habe zwar viel Geld ausgegeben, aber es hat mir gutgetan und gut geschmeckt. Nach dem Speisen kommt ein Bettler des Weges und bittet dich um 1 Euro. Wie schwer fällt es dir jetzt, deine Hand in deine Tasche zu stecken und diesen 1 Euro herzugeben? So viel Geld für einen Fremden? Gerade eben noch warst du in der Lage, 100 Euro für dein Ego auszugeben!

 

Gibst du dem Bettler ein Almosen, dann ist es für Allah. Es erscheint uns leicht, für unser Ego etwas zu tun, ist es auch noch so anstrengend. Aber wenn wir etwas für den Herrn, für den Allmächtigen tun sollen, ist es so schwer, lasten Berge auf unseren Schultern.

„Sheikh, warum hat Allah es so kompliziert gemacht, welche Weisheit steckt dahinter?“ Eigentlich ist nichts, was der Herr von uns verlangt, kompliziert. „Sei mir ein Diener“ - das ist das Einzige, was ER fordert. Was ist daran kompliziert? Wir machen es kompliziert!

Um kein Diener des Herrn zu werden, versuchen wir, alles so kompliziert wie möglich zu gestalten. Doch es ist so einfach...

„Aber Sheikh, SEIN Wille geschieht, ob ich will oder nicht.“


Wenn SEIN Wille geschieht, ob du willst oder nicht, warum geschieht dann dein Wille?

„Sheikh, ER bestimmt doch letztendlich alles; somit ist es auch nur ein ‚Scheinwille’, den er mir gewährt.“ Es gibt verschiedene Stufen der Wahrheit. Wovon du gerade sprichst, ist die höchste Wahrheit: SEIN Wille geschieht natürlich immer. Aber du bist noch nicht auf dieser Stufe. Schauen wir auf die Stufen darunter, dort hast du einen freien Willen, den du benutzt oder nicht. Auf der hohen Ebene der Wahrheit stimmt es, was du sagst: Aber das gilt noch nicht für dich.

 

Bismillahirrahmanirrahmin! Schau dir diese Welt an. Was denkst du: Geschieht SEIN Wille, dein Wille, mein Wille? Ist die Welt, in der wir Leben so, wie Allah sie sich vorstellt oder wie wir sie uns vorstellen?

 

„Sheikh, was sollen wir daraus lernen?“ Allah hat dir einen freien Willen gegeben, damit du lernst, dich innerhalb deiner Möglichkeiten für dein Bestes zu entscheiden. Du hast die Wahl zwischen dem Guten und dem Schlechten; zwischen oben und unten. Das hat ER sonst keinem anderen Geschöpf gewährt. Deshalb ist der Mensch der Geehrteste in der Schöpfung. Welche Ehre! Die Engel, Tiere und Pflanzen haben diese Entscheidungsmöglichkeit nicht.

 

Um dich richtig entscheiden zu lernen, schickt ER dir Gesandte, Heilige, Lehrer. Du selbst kannst nicht wissen, was für dich das Beste ist. So verhält es sich auch mit einem Kind. Es kann nicht wissen, was das Beste für sich selbst ist - die Mutter schon. Das Kind lernt von den Eltern, später vom Lehrer, damit es im Leben weiter kommt. Der Herr schickt uns Anweisungen, wie wir uns zu verhalten haben. Aber die Entscheidung liegt immer bei uns; ob wir nach seinen Regeln leben wollen oder nicht. Lebst du nach seinen Regeln? „Nicht immer, Sheikh.“ Dann geschieht auch nicht SEIN Wille, sondern dein Wille!

 

Du möchtest Urlaub machen, reisen. Wie schwierig ist es für dich, ein Reisebüro auszuwählen? Die Reise würde nicht verschoben werden, nur weil du dich nicht für eines entscheiden könntest. So kompliziert ist es nun auch wieder nicht denn schließlich entscheidest du irgendwie.

 

Entsprechend gibt Allah dir in dieser Welt viele Möglichkeiten – die Qual der Wahl. Es ist ehrenvoll für dich, dass du vor einer Wahl stehst. Denn ER gibt dir nicht einfach nur ein Weg vor und sagt „Geh“. Das ist keine Prüfung, das ist keine Qual, da du einfach nur zu gehen hast.

Du entscheidest für deine Zukunft! Das ist eine Ehre! Eine Gunst, die du von IHM erhältst; damit du lernst und nicht, um dich zu quälen und dein Leben kompliziert zu machen –hat ER dich doch gelobt und geehrt. ER respektiert dich und zwingt dich zu nichts und gibt dir immer eine gute Empfehlung: „Wenn du das so machst, wie ich dir das sage, wird es dir am Ende besser ergehen.“ Nicht gleich am Anfang, am Anfang ist alles schwer. Aber am Ende, wenn deine Arbeit getan ist, wenn du den Lohn dafür bekommst - dann freust du dich. So ist es immer, auch bei Allah.

 

Das ist die höchste Stufe, die Heiligenstufe! Aber da sind wir noch nicht, weil wir Widerstände haben. Der Beweis dafür ist, dass du nicht nach SEINEM Willen lebst. Du selbst bist der Beweis, dass nicht SEIN Wille geschieht in dieser Welt. Doch du musst schon dazu beitragen, dass SEIN Wille geschieht.

 

Es ist deine Arbeit, deine Pflicht, dass das, was du dann sagst, auch stimmt - dass du kein Lügner bist. Denn in diesem Moment bist du ein Lügner, weil du sagst „Dein Wille geschieht, nicht mein Wille“. Du lügst! Ich frage dich, ob du nach SEINEN Regeln lebst. Nein? Dann hast du gelogen. Nur wenn du nach SEINEN Regeln lebst geschieht SEIN Wille, dann hast du die Wahrheit gesagt. So wie die Propheten und Heiligen: Sie sagen „Am Anfang und Ende, auch in der Mitte geschieht SEIN Wille.“ Sie sprechen die Wahrheit, weil sie auf der Stufe sind, wo sie nicht lügen.

 

Verstehst du, meine Schwester, mein Bruder? Es ist stufenbedingt. Wenn du in der 2. Klasse bist, kannst du noch nicht über Themen der 6. Klasse sprechen. Die Mathematik, die du in der Oberschule lernst, ist nicht die gleiche, wie im Kindergarten oder in der Grundschule.

Die Leute kommen zu mir und sagen: „Sheikh, es gibt weder das Gute noch das Schlechte. Warum soll ich dann sagen und wissen ‚Das ist schlecht, das ist gut‘?“Ich frage dich: Bist du auf der Stufe, auf der du das sagen kannst? Man kann nicht über etwas reden, was man nicht lebt. „SEIN Wille geschieht und nicht mein Wille“: Das ist die fünfte Stufe des spirituellen Weges.

 

Bis dahin müssen wir erst kommen, indem wir immer wieder üben, dass SEIN Wille geschieht. Das ist das Training.

„Sheikh, was konkret meinen Sie: Mehr Zikir, mehr Gebete?“


Mach das, was ER von dir verlangt: Tu einfach so, als ob du sagst, SEIN Wille geschieht. Dass am Anfang und am Ende SEIN Wille geschieht, das stimmt - aber nicht für dich. Das stimmt für Allah. Das stimmt für SEINE Stellvertreter. Nicht für mich. Wir müssen immer entsprechend unserer Stufe sprechen. Das Gute und Schlechte gilt für uns, weil wir noch mittendrin sind.

 

Wenn ich dir eine Ohrfeige gebe, mit oder ohne Grund, das tut dir weh und es ist ein Unheil für dich. Wenn du das als Unheil und als etwas Schlechtes empfindest, dann besteht für dich das Schlechte noch. Dann kannst du doch nicht sagen: Es gibt weder gut noch schlecht. Das ist nur so eine Philosophie von dir. Deshalb: Wir machen es kompliziert, nicht ER!

 

Aber wir lernen hier. Darum sind wir hier, dass wir das immer wieder klären, klären, klären.

In der Türkei sieht man hinten auf Lastwagen oft die Aufschrift: „Allahs Wille geschieht.“ Was tust du dafür, dass SEIN Wille geschieht? In dieser Welt hat ER dir dieses Recht gegeben, dass du IHM die Erlaubnis erteilst. Hast du sie IHM gegeben? Das ist die Frage!

Die Engel und Tiere müssen gehorchen, sie haben keinen freien Willen. Sie leben nach dem Weg, den ER ihnen vorgibt. Selbst der tierische Instinkt kommt von Allah. Aber den Menschen hat ER in seiner Entscheidung freie Wahl gelassen.

 

„Oh Herr, wer bin ich denn überhaupt, dass ich DIR die Erlaubnis geben kann, dass DEIN Wille geschieht? DEIN Wunsch ist mir ein Befehl!“ Warum sagst du das nicht? Sag das! Wir müssten uns schämen! ER lobt dich, erweist dir höchsten Respekt, indem ER sagt „Erlaube mir, dass mein Wille geschieht ... und du bist nicht dazu imstande zu sagen „Wer bin ich denn, dass ich DIR das nicht erlaube?“ Er könnte dich dazu zwingen, aber ER tut das nicht; das jedoch ist eine andere Sache.

 

Eines Tages wurde dem ersten Kalifen Sayyidina Abu Bakr vom Herrn eine schwere Last auferlegt.

Der Herr schickte den Erzengel Gabriel zum Propheten Mohammed (Friede auf ihn). Er sollte Sayyidina Abu Bakr fragen, ob er trotz seines Zustandes der Schwere zufrieden mit dem Herrn sei. Sayyidina Abu Bakr fing an zu weinen und antwortete dem Propheten (Friede auf ihn): „Wer bin ich denn, dass der Herr nach mir fragen lässt und wissen will, ob ich zufrieden mit IHM bin? Wer bin ich denn, dass ich nicht zufrieden sein sollte mit dem, was der Herr mir schickt? Ist ER mit mir zufrieden, dann bin ich erst recht zufrieden mit mir - egal, was ER mir schickt.“

 

Dieses Verhalten macht einen Menschen, einen Diener in der Gegenwart Gottes groß. Deshalb beugen wir uns vor ihm. Er ist geehrt und gelobt. Wir beten für ihn. Er ist ein Stern am Himmel; der Herr hat ihn so geschaffen. Er ist zufrieden mit Allah, Allah ist zufrieden mit ihm. Der Herr schickt SEINEN größten Engel und lässt ihn fragen, ob er mit IHM zufrieden ist. Was ist das für eine Ehre!

 

So wie Sayyidina Abu Bakr müssen auch wir antworten. Selbst ein Doktor benötigt von dir eine Einverständniserklärung vor der Operation; sonst würde er nicht operieren. So verlangt auch Allah unsere Erlaubnis, dass SEIN Wille geschieht, weil ER uns respektiert. Aber wir respektieren IHN nicht. Und das ist das Problem, das macht unser Leben kompliziert! Den Respekt, den ER uns erweist, geben wir Ihm nicht zurück. Ein Chaos!

 

So viel reicht. Danke schön.