Wo die Liebe hinfällt
Bismillahirrahmanirrahim
Wo die Liebe hinfällt
Sheikh Eşref Efendi, Sufiland 28.10.2013
Mögen wir ein, zwei Worte sprechen, um Segen zu bekommen. Gottes Segen ist niemals fern, doch man kann nie genug davon bekommen. Wenn es auch nur ein, zwei Worte sind: Der Segen vermehrt sich - und das ist gut für uns.
Wohin fällt der göttliche Segen vorwiegend? Dort, wo zwei Menschen im Namen des Herrn zusammenkommen und in Seinem Namen eine Gemeinschaft bilden, schickt der Herr seine Engel. Sie lassen diese Menschen Anteil am Segen haben und in einem besonderen Licht erscheinen. Die Deutschen sagen: „Wo die Liebe hinfällt...“
Wo die Liebe hinfällt, fällt auch Segen.
Einer unserer Brüder ist von Slowenien hierher gereist, um eine Nacht und vielleicht einen Tag mit uns in der Gemeinschaft diesen herzlichen Austausch zu spüren, diese Liebe und Verbundenheit zu erleben. Viele der hier Anwesenden haben sich so weite Wege gemacht; und das einzig und allein wegen der Herzensverbindung und der Liebe, der göttlichen Liebe. Was sollte anderes als Segen auf solch eine Gemeinschaft herunterkommen?
An einem Ort, wo Hass gesät wird, gibt es keinen grünen Zweig, geschweige denn Segen von oben. Der Segen kommt zu denen, die sich in Liebe zusammenfinden. Zu denen, die in der Liebe für ihrem Herrn eine Gemeinschaft bilden und ihre Herzen miteinander verbinden.
Dorthin schickt der Herr seine unzähligen Engel, die das Licht des Segens unter den Menschen verbreiten. Unerlässlich schickt Er unendliches Licht aus Seiner Quelle der Liebe.
„Oh meine Engel, schaut euch diese Handvoll Menschen an, die im Namen der göttlichen Liebe, im Namen der Freundschaft zusammengekommen sind. Damit sie ein noch weiteres Herz bekommen und mehr Freude den Weg in ihre Herzen findet - durch die Liebe des anderen. Lasst Segen regnen, so dass es lichtvoller und freudiger wird!“
Die Heiligen haben einen Blick für diesen Segen. Sie schauen nicht mit unseren Augen. Wir sehen die Hülle und das Äußere der Dinge, sie aber sehen sowohl das Äußere als auch die Fülle, die im Verborgenen darin enthalten ist. Wenn sie solch eine Gemeinschaft betrachten, sehen sie das Licht, das auf diese Gemeinschaft fällt. Sie haben ein anderes Schauen auf die Dinge. Die Deutschen sagen: „Schaun‘ wir mal“ – diese Redewendung sagt schon aus, dass du nichts siehst, das eigentlich ‚nichts dahinter’ ist.
Wer ist ein Heiliger?
Wer wird zum Heiligen ernannt?
Von wem wird jemand zum Heiligen ernannt?
Die Menschen haben weder die Fähigkeit noch die Autorität und Erlaubnis, untereinander eine Wahl zu vollziehen, bei der jemand zu einem Heiligen erklärt wird. Dies ist Seine Angelegenheit! Der Herr persönlich wählt seinen Diener nach dessen Aufrichtigkeit im Herzen aus. Er gibt ihm einen höheren Stellenwert in Seiner Gegenwart und tut kund: „Dies ist mein Diener, der mir nahe steht.“
Nun stellt sich die Frage: Wie kommt es dazu, dass ein Mensch aus der Gemeinschaft des Volkes auserwählt und auf solch eine Stufe gehoben wird? Ein Heiliger kommt ja nicht mit Krone und Zepter vom Himmel herunter, sondern so wie auch wir ganz normal aus dem Volke heraus.
Welche Eigenschaft besitzt dieser Mensch, um vom Herrn auserwählt und mit einem anderen Licht versehen zu werden? Zwar ist er aus dieser Gruppe, doch gehört er nicht mehr dazu. „Er gehört zu mir, jedoch ab jetzt auf meiner Seite“, sagt Allah. Herr Allah - man muss ja höflich bleiben. „Aus diesen Reihen kommt er, aber zu meiner Reihe gehört er.“
Wie ist jemand zu dieser Ehre gekommen, wie hat er das geschafft? Wie hat der Heilige die Liebe und die Gunst seines Herrn erlangt? Wodurch hat er sich diese Liebe, die sein Herr ihm gegenüber äußert und zeigt, erarbeitet, verdient?
Er begann, die Herzen und die Liebe der Menschen, des Volkes, zu gewinnen. Denn immer musst du von unten anfangen, wenn du zum Höchsten emporsteigen möchtest.
Der Prophet Jesus (Friede sei mit ihm) sagte: „Liebe deinen Nächsten!“ Es mag einfach sein, ihn zu lieben, wenn dieser Nächste hinter dir oder an deiner Seite steht. Doch auch dein Gegenüber, der dir vielleicht nicht wohlgesonnen ist, ist dein Nächster. Ihn zu lieben oder lieben zu lernen ist die Herausforderung.
Ohnehin ist die Kraft der Liebe viel größer und stärker als der Hass.
Für den, der sein Gegenüber lieben möchte - obwohl dieser ihm vielleicht mit Hass begegnet - ist es nicht notwendig, seine Position der Liebe zu verlassen.
Denn in der Position der Liebe ist er auf der stärkeren Seite und wird die gegenüberliegende Seite, den Hass, sowieso bezwingen.
Wenn du jemanden liebst und aufgrund seiner Handlung oder eines Wortes, die dir entgegenstehen, deine Liebe zu ihm verlierst und plötzlich sagst „Ich liebe dich nicht mehr“, war das sowieso keine Liebe.
„Wir waren mal Freunde...“ Das ist eine Lüge! Ein wahrer Freund muss immer zu seinem Freund stehen, auch wenn er Blödsinn macht. Das ist wahre Freundschaft! Und wenn der andere das nicht kapiert, dann zeig du Verstand und biete wahre Freundschaft. Erweise ihm das, indem du ihm vergibst. „Meine Liebe, die Kraft meiner Freundschaft, kann alles Schlechte bezwingen, alle negativen Gedanken meines Freundes zerstreuen.“
Jemand, der wirklich Liebe für seinen Nächsten im Herzen empfindet, sollte auch in der Lage sein und die Stärke besitzen, über seine Verfehlungen und Zustände hinwegzusehen und sie zu tragen. Ihn so zu nehmen wie er ist – denn jeder ist letztendlich mit seinem Ego im Kampf und wird manchmal auch von ihm bezwungen.
Schafft man es, seinen Nächsten weiterhin zu lieben und ihn darin zu tragen, obwohl er in einem Augenblick von seinem Ego gefangen und bezwungen wurde und entsprechend widrig handelt, schaut der Herr auf diesen Diener und spricht:
„Mit solch einem Diener rühme ich mich, denn er ist nicht nur in Liebe zu seinen Nächsten, die ihm wohlgesonnen sind, sondern auch zu jenen, die dies nicht sind. Diesen Diener nehme ich zu meinem Freund, er ist mir nah. Denn von solch einem Menschen, der weder sich noch anderen Leid zufügt, der sogar mit seinen Feinden in Liebe ist, hat niemand einen Schaden zu erwarten.“
Die Freundschaft des Herrn ist keine geringfügige Angelegenheit, denn der allmächtige Herr verleiht Seinem Freund eine Vollmacht. Von Seiner Allmacht gibt Er ihm Autorität - Macht und Kraft, um diese in Seinem Namen zu nutzen. Der Herr wählt den Inhaber Seiner Vollmacht sehr bedacht aus. Der Diener muss beweisen, dass er diese ihm übertragene Autorität nicht missbraucht. So wird er in dieser Weise geprüft, ob er auch bei eigener Schwäche seinen Nächsten und selbst seinen Feind lieben kann.
Welche Art von Kraft vertraut der Herr Seinem Freund an? Als erstes werden ihm die Augen seines Herzens geöffnet.
Denn wahrhaftige göttliche Liebe macht sehend; sie öffnet die Herzen und ermöglicht das Sehen des Herzens. So kann dieser Diener jetzt nicht nur wie jeder gewöhnliche Mensch das Äußere wahrnehmen, sondern beginnt, das Unsichtbare dahinter zu sehen. Dankend wendet sich jener seinem Herrn zu: „Oh Herr, wie schön lässt du deinen Segen auf die Gemeinschaft herunter regnen.“ Zuvor dankte er dem Herrn im Glauben an Seinen Segen. Doch nun, als Freund Gottes, weiß er, wovon er spricht – und er dankt Ihm für das, was er sehen kann.
Wenn du wissen willst, musst du glauben!
Der Herr liebt jeden seiner Diener. Wer auch immer, jeder erhält den Segen seines Herrn. Anfangs musst du das glauben, um dich den Menschen gegenüber entsprechend verhalten zu können. Schaffst du es, sie durch deinen Glauben zu lieben, öffnet der Herr dein Herz und du siehst den Segen auf jeden einzelnen herabfallen. Dann dankst und liebst du deinen Herrn in einer anderen, neuen Art und Weise.
Beten die Heiligen „Herr, Dir sei Dank“ hat dies eine gänzlich andere Bedeutung, als wenn wir es aussprechen. Sie sagen es bewusst und wissend – du nur glaubend... falls du dich überhaupt bedankst. Sie können sehen, wie die Engel non-stop, unaufhörlich Segen herabregnen lassen.
Als der Prophet Mohammed (Friede auf ihn) eines Tages nach Hause kam, sah seine ehrenwerte Frau Ayşe, dass er völlig durchnässt war. „Ya Rasulullah, mein Herr, kommen Sie schnell herein, Sie sind so nass geworden vom Regen.“ Der Prophet (Friede sei mit ihm) lächelte und fragte: „Oh Ayşe, schau dir das Wetter an, regnet es denn?“ Sie war verwundert: „Die Sonne scheint, aber gleichzeitig sehe ich, dass es auf Sie herunter geregnet hat.“
Der Prophet (Friede auf ihn) sprach: „Der Herr hat dir eine Gunst erwiesen, dir ein Geschenk gemacht: Er hat dir dein Herz geöffnet! Dadurch kannst du sehen, wie der Segen in der Form von Regentropfen auf mich herunter fällt.“
Die Frau des Propheten war natürlich keine gewöhnliche Dame. Sie war eine Auserwählte – auserwählt für die Ehe mit dem Propheten.
Wem sonst sollte sich das Herz öffnen, wenn nicht ihr?
Wie aber öffnet sich das Herz?
Wie öffnen sich die Augen des Herzens?
Wodurch vermag dieses Herz denn plötzlich zu sehen?
Dafür braucht es die Liebe, die Nächstenliebe den Menschen gegenüber... Die Nächstenliebe ist ein Licht im Herzen und macht dich sehend.
Wir bestehen aus zwei Wesen: Aus einem physischen und einem spirituellen. Entsprechend besitzen wir sowohl physische als auch spirituelle Augen. Doch weil wir Menschen unser Herz durch unsere Liebe zum Weltlichen völlig verdreckt haben, sind die Augen unseres Herzens betrübt, können nicht klar sehen. Das zwingt uns, nur mit den Augen unseres Körpers zu sehen, und das auch nur so weit, wie wir schauen können. Dann sagen wir wie die Deutschen: „Schaun wir mal! Schaun wir mal, wie weit unser Blick reicht.“
Ist das Herz mit göttlicher Liebe gefüllt, vermag man nicht nur hinter den Horizont dieser Welt zu schauen, sondern auch auf das Verborgene. Doch nur unter einer Bedingung: Wir müssen unser Herz von der Liebe zum Weltlichen reinigen! Diese muss heraus operiert werden, damit im Herzen die wahrhaftige Liebe, die Nächstenliebe und die Liebe deines Schöpfers Einkehr finden.
Du musst dein Herz öffnen - die Operation macht ein anderer.
Die Ursache jedes Streites, jeder Zwietracht, jeder Spaltung in dieser Welt ist die Liebe zum Weltlichen in den Herzen der Menschen und die Erwartungen, die sich dadurch auftun. Das hat zur Folge, dass nicht nur die Herzensaugen ihre Sehkraft verlieren, sondern auch die weltlichen Augen blind werden. Der Mensch leidet dann an verschiedenen Augenkrankheiten.
„Herr Doktor, obwohl die Sonne so schön scheint, kann ich nicht mehr klar sehen. Ich glaube, ich werde blind.“
„Na dann öffnen Sie mal die Augen“, sagt der Arzt, und stellt die Diagnose: Katarakt, grauer Star.
„Ja, es sieht so aus, als wäre ein dunkler Vorhang vor Ihrem Auge gefallen.“
Was muss getan werden? Der Doktor muss operieren: Mit dem Skalpell den Vorhang abtrennen und aus dem Auge entfernen.
Da das Herz ebenso in der Lage ist zu sehen, können auch die Herzaugen erkranken, ein Schleier versperrt ihnen die Sicht. Wodurch wird dieser Schleier verursacht? Durch eine Eigenschaft unseres Egos: Die Erwartung auf Anerkennung und Respekt unseres Gegenübers.
Du kannst dich von allem in dieser Welt entfernen, du kannst sagen „Ich möchte nicht in wohlhabenden Umständen leben, ich möchte bescheiden leben.“ Ganz gleich, wie bescheiden jemand sein Leben auch verbringen möchte - dieses Gefühl, anerkannt und respektiert zu werden, ist jenes Gefühl, welches den Menschen als letztes verlassen wird. Genau das verblendet das Herz am meisten.
„Oh ihr Menschen, möchtet ihr mit den Augen des Herzens sehen?
Das ist das wahre Sehen, das ist unser Ziel! Nur mit den Augen unseres Herzens können wir auch das Unsichtbare sehen, über die Grenzen des Materiellen hinaus schauen. Dann sagen wir nicht mehr: „Schaun wir mal!“, sondern „Wir sehen!“ Von da an berichtest du immer von dem, was du auch wirklich siehst und nicht nur gehört hast.
Unser Großsheikh betont: „Ich habe euch nie etwas erzählt, weder von dieser Welt noch vom Hiernach, was ich nicht selbst gesehen habe. Ich sehe live und berichte live; worüber auch immer ich euch berichte: Es ist ein Live-Bericht.“
Das, worüber wir einfachen Menschen sprechen, ist hauptsächlich nur vom Hörensagen. Wir protzen mit dieser Art von Wissen und prahlen: „Wir sind so sehr gebildet“ - und erwarten dafür noch Anerkennung. Warum, wofür?
Ich kann auch ein paar Bücher lesen und mich so schlau machen, wie du es bist. Aber ich bin träger als du und habe deshalb nicht so viel gelesen. Doch es könnte vielleicht dazu kommen, dass ich zwei Mal mehr lese als du: Das würde gehen - wenn ich will...
Die Heiligen sind die Demütigen. Sie sind bescheiden, obwohl sie mehr wissen und mehr sehen als du. Dennoch sind sie niemals überheblich. Sie erwarten auch keine Anerkennung, sie haben überhaupt keine Erwartung. Warum haben die Heiligen, die Freunde Gottes, keine Erwartung mehr? Weil sie wissen, dass du ihnen nichts zu geben hast.
Was, außer Ärger, hat das gemeine Volk zu geben? ‚Das gemeine Volk‘ – dieser Ausspruch ist nicht von mir, Hitler hat das so gesagt, stimmst? Was kommt also außer Gemeinheit auf dich zu?
„Glaub uns“, sagen die himmlischen Kräfte, „wenn du etwas erwartest, wirst du nur Gemeinheiten erfahren.“
Das drückt die Bezeichnung ja schon klar aus: Das Volk ist gemein... Sorry, ich gehöre auch dazu, deshalb kann ich das hier so locker sagen. Wir sind gemein - das gemeine Volk.
Sind wir in Erwartung, geben wir nur Probleme, Ärgernis und Dummheit weiter! Verärgert rufst du aus:
„Das hätte ich von dir aber nicht erwartet!“
„Was hast du denn dann erwartet?“
„Na Respekt und Anerkennung, immer das Gute!“
„Und was bekomme ich von dir dafür als Gegenleistung?“
Auch das ist eine Erwartung. Immer erwartet man eine Gegenleistung. Du gehörst zum gemeinen Volk, ich gehöre zum gemeinen Volk: Was wäre dann folglich die Gegenleistung? Die Gemeinheit! Das Ergebnis liegt auf der Hand: Wir sind beide gekränkt, verfeindet und keine Freunde mehr.
Wer nicht einmal seines Nächsten Freund ist... wie will er Freund Gottes werden? Wie kann man das schaffen? Es heißt doch „Liebe deinen Nächsten.“ Und das ist so was von schwer für uns. So spricht der Herr: „Bis du irgendwann zu mir kommst, fang erst einmal klein an: Beginne mit deinem Nächsten.“
Erwarte keine Anerkennung und Respekt: Erweise Anerkennung und Respekt!
Wollt ihr Schüler Gottes sein?
Wollt ihr Schüler der Freunde Gottes sein?
Oder wollt ihr nur schöne Stunden mit uns verbringen?
Was ist eure Absicht, euer Ziel?
Wollt ihr Freunde Gottes werden?
Wollt ihr Freunde der Freunde Gottes sein?
Wollt ihr etwas lernen?
Seid ihr Schüler?
Wenn ihr das wollt, dann macht nicht nur eure Ohren auf, sondern lebt auch nach dem Gehörten. Das ist für uns alle eine Empfehlung, auch für mich.
Sei nicht in Erwartung!
Genau das hat einen Diener Gottes, der so mächtig und wissend war und sogar Engel unterrichtete, zum Fall gebracht hat: Seine Erwartung.
Dazu muss man erwähnen, dass die Engel mit eingeschränktem Wissen erschaffen sind. Sie besitzen nur das spezielle Wissen über die ihnen zugeteilte Aufgabe. So wie ein Schreiner, Zimmermann, Maurer, Tischler nur das Fachwissen über seine Arbeit hat, nicht aber das der anderen Berufe.
Jenes Geschöpf aber, welches der Herr auf solch eine hohe Position erhoben hat - vom Wesen her war es ein Djinn - hatte die Erlaubnis, sich zu bilden. Der Herr gab ihm Wissen, wodurch er die Stufe inne hatte, Lehrer der Engel zu sein, Wissen an die Engel zu übermitteln.
Doch hat er die Aufgabe mit einer Erwartung in seinem Herzen ausgeführt: Nach getaner Arbeit eine Anerkennung zu bekommen und mit einer weiteren Stufe belohnt zu werden. Somit war sein Handeln nicht aufrichtig. Dieser kleine Fleck in seinem Herzen hat ihn am Ende zum Fallen gebracht.
Das war sein Absturz... von einer Respektsperson zu einem Verfluchten. Die Engel, die ihm zuvor gehorchten, vor ihm stramm standen, verfluchten ihn... und noch immer spucken sie auf ihn. Auf dieses Wesen kommt kein Segen herunter!
Wollt ihr als Schüler oder Anwärter etwas für euer Leben, eure Zukunft mit nach Hause nehmen?
Seid nicht in Erwartungshaltung!
„Ich habe keine Erwartung, Sheikh.“
Das ist eine Lüge! Sonst wärst du nicht bei mir.
Natürlich haben wir Erwartungen. Doch solltest Du nichts Weltliches erwarten - Anerkennung und Respekt gehören jedoch dazu. Stellt man Erwartungen an jemanden, der mit seinem Nabel noch mit der Welt verbunden ist, dann weiß man, dass man noch in einer weltlichen Erwartungshaltung fest steckt.
Der Rat, die Empfehlung unseres Großsheikh für uns lautet: Erwarte keinen Respekt und Anerkennung von deinen Nächsten, erweise Respekt und Anerkennung!
Wer jemandem Respekt und Anerkennung erweist, wird dessen Liebe gewinnen. Wenn vielleicht nicht gleich am Anfang, dann spätestens am Ende.
Das ist es - darauf kommt es an! Willst du in Liebe Gottes aufsteigen, musst du die Liebe der Menschen um dich herum gewinnen.
Gibst du Respekt und Anerkennung, ist die Liebe deines Gegenübers ein Trittbrett für dich. Diese Liebe bringt dich höher und ist auch gleichzeitig dein Antrieb, dein Kraftstoff, den du benötigst, um aufzusteigen. Denn du steigst von unten auf und musst diese Kraft von deinem Gegenüber bekommen. Doch zuerst musst du ihn anerkennen und respektieren. Jeder Mensch trägt die göttliche Liebe in seinem Herzen.
„Jetzt folgt das Geheimnis“, sagt der Großsheikh: Was ist die Liebe?
Wisse, die Liebe im Herzen ist nicht von dir! Du sagst: „Ich will dir meine Liebe schenken!“ Das ist eine Lüge! Die Liebe gehört nicht dir, so dass du sie schenken könntest. Die Liebe gehört Ihm!
So spricht Allah: „Schenke meine Liebe. Liebt euch mit meiner Liebe.“
Deine Liebe ist immer eine Art tierische Liebe. So liebe deinen Nächsten mit Seiner Liebe. Dir gehört das Tierische, dem Himmel das Himmlische, und was sich im Herzen befindet - das ist die himmlische, göttliche Liebe.
Du sagst: „Das ist meine Liebe...“
Ich sage: „Wenn das deine Liebe ist, dann will ich sie nicht.“
Warum nicht? Weil es das Tierische ist. Sogar die Ärzte warnen und empfehlen, kein tierisches Fett zu essen, besser pflanzliches. Es beinhaltet zu viel Cholesterin, das schadet dem Herzen. Die Herzkranzgefäße schließen sich, dein Herz funktioniert dann nicht mehr.
Wir sagten, du brauchst die Liebe deines Gegenübers, um durch sie emporsteigen zu können, doch ist von den Menschen nichts zu erwarten. Wie kann es dann sein, dass diese Liebe dich steigen lässt?
Großsheikh Efendi öffnete uns bereits: Die Liebe, die dir erwiesen wird, wenn du aufrichtig für deinen Herrn liebst, kommt wahrhaftig von Allah. Sie ist es, die dich aufsteigen lässt. Denn was dein Gegenüber dir zurück gibt ist nicht von ihm, sondern von deinem Herrn.
Wenn du also Anerkennung und Liebe für ihn zeigst, dann heißt das, dass Er dich liebt, nicht dein Gegenüber. Dein Herr liebt dich, deshalb steigst du empor!
Die Menschen kommen zu uns und sagen: „Gott ist in mir.“ Das ist Schwachsinn! Gott ist nicht in dir, da Gott unfassbar ist. Dennoch hat der Mensch nicht so ganz unrecht. Doch kann er dieses Etwas in seinem Herzen nicht richtig identifizieren und kategorisieren, formuliert falsch und macht somit eine Falschaussage, die zur Lüge wird. Dann ist er oben im Himmel als Lügner abgestempelt. Das wollen wir nicht.
Deshalb sagen wir: Gott ist nicht in dir, aber Seine Liebe ist in dir. Ohne Seine Liebe in deinem Herzen würdest du gar nicht existieren.
Allah, der Herr - Herr Allah - ist mit seiner Liebe in deinem Herzen!
In einem heiligen Vers sagt der Herr: „Nichts vermag mich zu umschließen, nichts vermag mich einzufassen, außer das Herz des wahren Menschen, meines wahren Dieners.“
Wer das Herz eines Menschen, seines Nächsten, gewinnt, gewinnt die Liebe seines Herrn:
Die Liebe Gottes, die Liebe Gottes, die Liebe Gottes, die Liebe Gottes!
Mit jedem Herzen, das du gewinnst, tropft ein Tropfen aus der endlosen Quelle der göttlichen Liebe in dein Herz hinein. Und man sagt ja: Tropfen zu Tropfen ergeben einem reißenden Fluss, der sich am Ende in einem endlosen Ozean ergießt.
Wer ist ein Heiliger? Ein Heiliger ist der, der den Ozean der göttlichen Liebe gefunden hat. Eigentlich hat er ihn nicht gefunden: Er hat sich diesen Ozean erarbeitet, indem er von seinen Erwartungen abließ und stattdessen die Erwartung seines Nächsten erfüllt.
Er will Anerkennung und Respekt von dir? Gib ihm das! Mach ihn zu deinem Opfer. Denn einer muss immer Opfer sein. Sei schlau! Wie sagen die Deutschen so schön: „Der Klügere gibt nach.“ Sei du der Klügere, gib nach und gib, was der andere von dir verlangt. Du verlangst, sie und er verlangen, doch niemand gibt etwas. Dabei kann nichts Gutes herauskommen.
Wenn alle nur verlangen: Wer hat da zu geben?
Gib, was er von dir will – doch nimm von ihm das, was du brauchst: Die Liebe! Was du brauchst, ist seine Liebe, was er von dir will ist deine Anerkennung und Respekt.
Sei ein guter Geschäftsmann! Stell dich nicht dumm an...
Erweisen wir uns gegenseitig Respekt, wird daraus ein Liebesaustausch. Aber wenn nur einer Respekt erweist, muss der andere bezahlen, wie bei einem Einkauf: Er muss seine Liebe geben. Und was sagt man, wenn man von jemandem eine gute Tat erfährt? „Ich liebe dich.“
Beim Kind verhält es sich ebenso: Erfüllst du die Erwartung des Kindes, sagt es „Ich liebe dich.“ Tust du das nicht, ruft es „Ich hasse dich.“
Man hat uns heute ein Geheimnis über die Liebe Gottes geöffnet, wie man sie erhält und wie man in die göttlichen Ozeane der Liebe eintaucht: Indem du von deiner Erwartung ablässt, jedoch die Erwartung deines Nächsten erfüllst.
Das Ego wird sofort zu dir eilen:
»Mein Freund, hör auf mich, ich gebe dir einen guten Ratschlag:
Ich bin dein bester Berater, dein bester Freund und will ja nur dein Gutes.
Warum solltest du ihm Respekt und Anerkennung erweisen, dich unter ihn stellen?
Das muss er dir entgegenbringen!
Du bist jeglicher Art von Anerkennung und Respekt würdig.
Warum solltest du denn einem, der dessen nicht würdig ist, dieses erweisen?
Sei nicht dumm, stell dich nicht so an, zeige Würde!“
„Wie soll ich das schaffen?“, willst du wissen.
„Sei erhaben, sei überheblich!“
Und schon bist betrogen worden - von deinem eigenen Ego...
Oh ihr Menschen, lasst ab von Erwartungen doch erfüllt sie so gut ihr könnt. Solange euch die Erfüllung der Erwartung eures Nächsten nicht schadet, sondern etwas Gutes bringt, solange du das voraussehen kannst: Gib!
Respekt zu erweisen schadet dir nicht, niemals. Nur dein Ego macht sich klein und weint. Doch du in deiner Spiritualität und wahrhaftigem Dasein wächst daran, wirst größer und größer - und Allah pflanzt die göttliche Liebe in dein Herz, so dass deine Herzaugen geöffnet werden.
Dann bist du ein Auserwählter! Du wirst genauso aussehen wie die anderen, doch wirst du dich von ihnen unterscheiden. Du wirst ein Auserwählter des Himmels sein, mit himmlischer Gunst beschenkt.
Das hast du deinem Nächsten zu verdanken. Denn auch derjenige, der voller Erwartung ist, hat die Liebe Gottes in seinem Herzen, konnte aber mit ihr nichts anfangen.
Und Allah spricht: „So nehme ich diese Liebe, diesen himmlischen Schatz zurück. Mein Schatz ist verschwendet worden, das war dumm. Ich nehme ihn aus diesem Herzen heraus und gebe ihn in ein Herz, das es auch zu würdigen weiß. Ein Herz, das nicht nach Respekt, sondern nach göttlicher Liebe verlangt.“
Der Herr setzt fort: „Das ist die Strafe! Willst du Respekt und Anerkennung? Kannst du haben - mach damit, was du willst, bis du tot bist. Nun aber hat der andere die Liebe, die zuvor in dein Herz gelegt wurde, bekommen. So kannst du am Tag des Jüngsten Gerichts nicht sagen: „Mein Herz war ohne Liebe.“
„Nein! Ich bin gerecht, alle Herzen sind der Liebe Gottes voll, doch konntest du damit nichts anfangen. Weil du dich dumm gestellt hast, habe ich sie dir weggenommen und einem anderen gegeben. Was er damit anfangen kann? Andere mit Liebe beschenken!“
Um vielen Menschen Liebe zu geben, benötigt er sehr viel von der göttlichen Liebe. Doch woher nehmen? Na von denen, die nur Erwartungen haben, Anerkennung und Respekt fordern, die mit göttlicher Liebe nichts zu tun haben wollen, nichts anfangen können.
Oh ihr Leute, stellt euch richtig an. Stellt euch an, wie Allah sich euch vorstellt, wie Allah sich euch wünscht. Ihr alle könnt das schaffen!
„Oh Sheikh, wenn alle Liebe schenken und von ihren Erwartungen ablassen, alle Liebe in ihren Herzen haben und man so gesehen nichts von dem anderen bekommen kann: Woher erhält man dann diese Liebe?“
Es ist doch nicht so, dass Allah in Seinem Kontingent der Liebe begrenzt wäre! Dann wird er von sich heraus die Liebe auf die Erde herunter schicken.
„Ich bin die Liebe“, sagt Allah, „und ich bin mit euch allen zusammen.“
Das ist das Goldene Zeitalter – das ist das Paradies. Wollt ihr das Paradies auf Erden? So lasst ab von Erwartungen und liebt euch gegenseitig!
Erweise Respekt! Erweise Respekt! Erweise Respekt!
Ob das ein kleines Kind ist oder eine Oma, ein Müllmann oder ein Präsident: Erweise Respekt, Respekt, Respekt, Respekt!
Sonst bekommt ihr die Peitsche! Wer jedoch Respekt erweist, erhält Liebe. Das ist eine Warnung und eine gute Botschaft zugleich.
Wer das verstanden hat... wie glücklich kann er sein.
Fatiha